Älterwerden? Mal ehrlich, löst das bei dir angenehme Gefühle aus oder zuckst du bei dem Wort innerlich zusammen?
Als ich einmal vor einer riesigen Sequoia (Mammutbaum) stand, war ich beeindruckt. Riesig, tief verwurzelt, kraftvoll und voller Lebenssaft stand sie da. Jeder ihrer Jahrringe könnte eine eigene Geschichte erzählen – von Stürmen, Sonnenstrahlen, Trockenheit und Wachstum. Dieser Baum hat durch das Älterwerden an Ausstrahlung gewonnen und strahlt genau dadurch so viel Positives aus.
Wie positiv sehen wir das Älterwerden jedoch bei uns Frauen? Für viele von uns löst Älterwerden ambivalente Gefühle aus. Vielleicht bei dir auch? Wenn JA, warum eigentlich?
Fakt ist: In Bezug aufs Älterwerden hast du keine Wahl – entweder du machst mit oder du hörst auf zu leben.
Darum bin ich überzeugt: Älterwerden ist nichts für Feiglinge, sondern für Menschen, die wissen wollen, was wirklich zählt. Weil wir diesem Älterwerden eh nicht ausweichen können, lass uns in diesem Artikel schauen, wie wir daraus etwas Gutes machen können.

Mit meinem Mann in Kanada unter einem riesigen Mammutbaum.
Meine Erfahrungen mit dem Älterwerden
Als Kind wollte ich älter sein, so wie meine Schwester. Später wollte ich 18 Jahre alt sein, volljährig, erwachsen. Dann war das Ziel 20, und so ging es weiter. Plötzlich wurde in meiner Vorstellung Älterwerden eher negativ.
Ich erinnere mich, wie ich damals Dreissigjährige furchtbar alt fand. Ich stellte mir ein Leben über 30 schrecklich langweilig vor. So wie, wenn das Leben dann vorbei wäre. Auch die ersten Falten fand ich gar nicht cool und 40-Jährige sahen ohnehin mega alt aus. Trotz allem bin ich jedes Mal recht gelassen und mit einer Leichtigkeit in mein neues Alter hineingewachsen. Mein 50ster Geburtstag ist mir sogar als einer der allerschönsten in Erinnerung. Und heute bin ich über 60 Jahre und mein Blick aufs Älterwerden hat sich verändert.
Etwas, das ich auch nie vergesse, sind meine ersten grauen Haare. Sie waren ein typisches Bild für das Älterwerden. Ein komisches Gefühl, als würde das Leben dann anders werden. Ich habe die grauen Haare einzeln herausgezupft und meine Tochter gefragt, ob sie mir dabei helfen könne. Einmal antwortete sie: «Mami, jetzt häts zviel, jetzt chani si nüme usriisse!» Uups, da wurde mir bewusst, ich werde älter. Im Nachhinein hätte ich mir das ersparen können, denn ich bin ohnehin nicht mit einer grossen Haarpracht gesegnet. Heute bin ich glücklich, dass ich zu meinen grauen Haaren stehe. Mein Weg zur Silverlady hat sich für mich genau richtig angefühlt.
Älterwerden: Was steckt hinter dem Altersfrust?
Jeder will alt werden, keiner will alt sein. In diesem Spruch kommt ein Dilemma zum Vorschein. Vielleicht hat dieses Spannungsfeld damit zu tun, dass wir mit unserer Endlichkeit konfrontiert werden. Es erinnert uns an die Tatsache, dass das Leben auf dieser Welt einmal zu Ende sein wird.
Dazu kommt, dass das Alter in unserer westlichen Gesellschaft auch ein Image-Problem hat. Allerdings ist das kein Grund, ein Tabuthema daraus zu machen, denn ich habe bereits darauf hingewiesen:
Solange wir leben, werden wir älter, das ist eine Tatsache, ob sie uns gefällt oder nicht.
Ich habe mir überlegt, was denn weitere typische Faktoren sind, die hinter dem Altersfrust stehen können. Hier kommen drei weitere:
- Ängste, die das Älterwerden mit sich bringt. Ja, wir könnten Angst haben vor Abhängigkeit, Tod, Einsamkeit oder Krankheit.Das erlebte ich hautnah, als mein Mann plötzlich eine Krebsdiagnose erhielt und ich keine Ahnung mehr hatte, was das für unser Leben bedeuten würde. Und doch musste ich lernen, mit dieser Situation umzugehen. Ich lernte, wie kostbar der Augenblick ist, den wir zur Verfügung haben. Mir hat es damals geholfen, dass ich an einen Gott glaube, der mir in jeder Situation beisteht. Ich bin unglaublich dankbar, dass die Krebswerte aktuell stabil sind. Ganz anders erging es meiner Schwester. Ihr Mann ist kurz nach seiner Krebsdiagnose gestorben. Die Angst vor Krankheit und Verlust kann uns zwar grundsätzlich in jedem Alter treffen, im Alter beschäftigen uns solche Themen in der Regel jedoch stärker.
- Erwartungen von aussen. Viele Frauen spüren mit dem Älterwerden plötzlich Erwartungen und Bewertungen von aussen. Ja, es kann herausfordernd sein, wenn wir infrage gestellt werden und Sprüche hören, wie: Ein solches Kleid kannst du doch nicht mehr tragen. Warum färbst du deine Haare nicht? Jetzt hast du doch Zeit für X, Y, oder? Manchmal hilft es, daran zu denken:
Was soll’s – du bist nicht auf der Welt, um all die Erwartungen anderer zu erfüllen. - Eingeschränkte Möglichkeiten. Ja, es ist eine Realität, dass unsere Möglichkeiten oft eingeschränkter und unsere Kraft und Energie weniger werden. Wir sind herausgefordert, Aufgaben oder Mandate loszulassen. Ich liess damals mein Vorstandsmandat, für das ich mich 19 Jahre engagiert hatte, los. Auch meinen Teilzeitjob als Floristin musste ich einmal künden, weil es mir nebst dem Coaching und der Beratung zu viel wurde. Es braucht manchmal viel Mut, wenn wir für eine gesunde Lebensbalance auch mal etwas Schönes loslassen müssen, aber es lohnt sich. So erging es auch einer älteren Pianistin. Sie erzählte mir, dass sie ihr Repertoire einfach verkleinert habe, damit sie genügend Energie habe, die Qualität sicherzustellen und sich nicht zu überfordern.
Diese drei Punkte machen deutlich, dass beim Älterwerden viele tiefgründige Fragen anklingen. Zu jeder Lebensphase gehören wieder andere, aber es ist wichtig, dass wir uns ihnen stellen und lernen, hilfreich mit ihnen umzugehen.
Wir können das Älterwerden nicht kontrollieren, aber sehr wohl, wie wir damit umgehen.
Was denkst du übers Älterwerden?
Wie wir Frauen über das Älterwerden denken, ist entscheidend, denn es prägt unser Verhalten. Darum lohnt es sich, darüber im Klaren zu werden, was innerlich in uns abgeht.
Wenn du den folgenden Satz für dich weiterführen würdest, was wäre deine spontane Antwort? Mache sie dir bewusst, sonst steuert sie dich unbewusst.
🟣 Älterwerden ist für mich …
Was ist deine Idealvorstellung vom Älterwerden?
Was sind für dich ideale Vorstellungen vom Älterwerden? Kürzlich sah ich einen Flyer für ein Ferienangebot für Menschen über 60. Dort war ein Paar auf einer Bank abgebildet. Dieses Bild war für mich abschreckend. Das entspricht aktuell überhaupt nicht meiner Idealvorstellung. Obwohl ich zwischendurch auch gerne auf einer Parkbank sitze, besonders an einem schönen Ort in der Natur, war für mich diese Vorstellung überhaupt nicht attraktiv. Mich hätte ein Bild, das etwas Aktiveres oder mehr Bewegung ausdrückt, viel eher angesprochen.
Wie würdest du den folgenden Satz beenden?
🟣 Wenn das Älterwerden motivierend und positiv sein sollte, dann …
Wie kann sich Lebenslust im Alter anfühlen?
So unterschiedlich wie wir sind, so verschieden sind auch unsere Vorstellungen von einem gelassenen, zufriedenen Leben, wenn man älter ist oder nicht mehr aktiv im Arbeitsleben steht. Denn Lebenslust beim Älterwerden hat viele Gesichter. Für die einen bedeutet es, etwas zu wagen, für die anderen, endlich das zu tun, wozu früher die Zeit oder der Mut fehlte. Oder sie wollen mehr zu sich selbst stehen oder bewusst etwas abschliessen.
So kann sich Lebenslust auch zeigen:
- Ich denke an eine beeindruckende Person, die mit über 60 ein Hilfswerk ins Leben rief. Für sie war ihr Alter kein Hindernis und bis heute profitieren Kinder in Not davon.
- Vielleicht gehörst du zur Camper-Sektion, zu den Menschen, die einen Camper kaufen und nach ihrer Pension endlich viele neue Orte entdecken wollen – für sie ist das die Lebenslust pur.
- Es kann sein, dass du einen längst gehegten Wunsch verwirklichst, ein Instrument lernst oder eine Reise machst.
- Ich denke an meine Mutter, die mit bald 90 Jahren so viel Freude, Dankbarkeit ausstrahlt und dadurch so vielen Menschen guttut und vorlebt, dass Lebenslust unabhängig vom Alter und von gewissen körperlichen Einschränkungen möglich ist.
- Andere haken einen Punkt auf ihrer Bucket List ab. So wie ich, als ich in die Milchtrasse und den gigantischen Sternenhimmel über La Palma schauen konnte.
- Wieder andere tun etwas Sinnvolles für andere Menschen. Meine Kollegin hat jetzt mehr Zeit und engagiert sich bei einem Mittagstisch und findet darin Erfüllung.
- Lebenslust zeigt sich bei mir auch in meinem Beruf. Obwohl ich offiziell das Rentenalter erreicht habe, führe ich meine Coaching- und Supervisions-Praxis an drei Tagen weiter, weil es mir so viel Erfüllung gibt.
Alt sein ist eine herrliche Sache, wenn man nicht verlernt hat, was anfangen heisst.
Martin Buber
Alterslust: Höchste Zeit für das, was dir wirklich wichtig ist
Manchmal lese ich einen Satz, der bleibt hängen. Älterwerden ist wie jung sein, nur krasser. Und irgendwie stimmt das, oder? Denn eigentlich sind die Jahre von 40 bis 60 genauso lang wie von 50 bis 70, oder 60 bis 80. Nur fühlt es sich oft anders an.
Darum befreie dich von Erwartungen und Bewertungen, hinter denen du nicht stehen kannst. Das Leben findet im Hier und Jetzt statt. Weder in der Vergangenheit zu schwelgen, noch von der Zukunft zu träumen, nimmt uns aus der Verantwortung heraus, unser Leben HEUTE zu gestalten.
In meinem Blogartikel Ein erfülltes Leben ohne Reue habe ich darüber geschrieben, wie wir uns wohl alle danach sehnen, so zu leben, dass wir uns erfüllt fühlen. Ein kurzer Leitfaden kann dir helfen, dass es dabei ganz konkret wird.
Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens, darum gestalte ihn.
Etwas habe ich gelernt, Dinge, die mir wichtig sind, möglichst nicht aufzuschieben. Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben, meinte Cicely Saunders. Sie ist die Begründerin der modernen Palliativmedizin und wusste, wovon sie sprach. Sie bringt damit eine Wahrheit auf den Punkt, die für ein erfüllteres Leben entscheidend ist.
Deshalb lohnt es sich, innezuhalten und sich immer wieder mal Zeit zu nehmen, um sich klar zu werden, was HEUTE dran ist. Denk daran: Kleine Schritte sind besser als gar keine Schritte.
Fazit: Lass dich aufs Älterwerden, auf DEIN Leben ein!
Älterwerden ist ganz natürlich und gehört zu unserem Leben. Vieles von dem, was wir dabei erlebten oder erleben, haben wir nicht im Griff. In welchem Umfeld wir geboren wurden, was in der Welt geschieht, wie das Wetter wird. Darum sind zwei Dinge besonders wichtig.
➡️ Überlege dir, was dir in deinem Leben beim Älterwerden inneren Halt gibt und wichtig ist.
➡️ «Gschtalt dis Läbe!» Gestalte dein Leben genau JETZT! Nutze aktiv und bewusst das, was dir zur Verfügung steht. Nutze deinen persönlichen Gestaltungsraum. Sei innerhalb deiner Möglichkeiten offen und bleib lebendig.
Und wenn zwischendurch auch mal Tage kommen, an denen du mehr Altersfrust als Alterslust erlebst, dann denk daran, auch das gehört zum Leben. Sei impathisch zu dir (so nennt man die Fähigkeit, sich selbst empathisch wahrzunehmen und sich mitfühlend zu begegnen), hole dir Hilfe, gönn dir einen Kaffee oder Tee und lass diese Tage so gut, wie es gerade geht, einfach weiterziehen.
Also, liebe Lady, lass uns unsere wertvolle Lebenszeit nicht verschwenden. Lass uns das Älterwerden annehmen und immer mehr tun, was uns wichtig ist. Du musst das nicht alleine schaffen. Manchmal hilft es, sich begleiten zu lassen, Impulse zu bekommen, um ermutigt weiterzugehen.
Wenn du Lust hast, das Älterwerden bewusst und mit Freude anzugehen – ich begleite dich gerne dabei. Buch dir dein kostenloses Kennenlerngespräch und wir schauen, was dich am besten stärkt.
Denn das Beste am Älterwerden ist: Du bestimmst, was für dich zählt!
Dieser Artikel ist im Rahmen meiner Blogparade: «Älterwerden – na und? Alterslust statt Altersfrust» entstanden. Hast du Lust, deine Meinung, Erfahrungen oder Ideen zu diesem Thema zu teilen? Hier findest du alle Informationen, um bis am 22. Juni 2025 an meiner Blogparade teilzunehmen.
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