Unsere authentische Stimme gehört so selbstverständlich zu uns, dass wir sie oft gar nicht bewusst wahrnehmen, oder erst dann, wenn sie nicht gut funktioniert. Unsere Stimme ist ein Wunderwerk, aber was hat sie mit unserer Persönlichkeit zu tun? Welcher Zusammenhang besteht zwischen unserer Stimme, unserem Selbstvertrauen und einem authentischen Leben? Ich freue mich riesig über meinen Interview-Gast, Louise von Bülow, mit der ich mich über diese Thematik unterhalten darf. Sie ist Stimmcoach, Opernsängerin und Logopädin.

Wir haben uns bei der She-Preneur Academy kennengelernt und haben beide ein Online-Angebot auf den Markt gebracht. Ich war gleich sehr angetan von ihrer sympathischen, offenen und wertschätzenden Art und ihrem spannenden Thema und freue mich auf unser Interview über Zoom. 

Herzlich willkommen, liebe Louise von Bülow. Deine Leidenschaft und Mission ist es, Menschen auf ihrem Weg von stimmlichem und persönlichem Wachstum zu begleiten. Deine Berufung, Menschen als Stimmcoach zu unterstützen und Stimmtipps zu geben, begann schon sehr früh.

Louise von Bülow und Esther Nogler über Zoom zur authentischen Stimme

Deine authentische Stimme – im Gespräch mit Louise von Bülow

Frage 1: Wann hast du zum ersten Mal bewusst die Wirkung deiner Stimme wahrgenommen?

Oh ja, tatsächlich ist das eine sehr frühe Erfahrung. Ich war ungefähr vier Jahre alt. Ich habe es damals gehasst, in den Kindergarten zu gehen. Ich wollte da einfach nicht bleiben. Am Anfang habe ich mich an die Beine meines Vaters geklammert, weil ich wollte, dass er mich wieder nach Hause nimmt. Aber er hat mich dagelassen. Eines Tages war er auf diesem Kindergartengelände und ich hörte draussen seine Stimme. Und dann habe ich so laut geschrien, wie ich konnte. Bis mein Vater tatsächlich rein kam und ….

Was dann geschah und welchen wirkungsvollen Stimm-Tipp sie nachher ihrem Bruder gegeben hat, erzählt sie im Video auf Youtube.

Louise, auf deiner Webseite kann man lesen, dass du eher schüchtern und zurückhaltend warst. Später warst du auf der Bühne zuhause und standest immer wieder im Rampenlicht, z.B. als Konzertsängerin. So konnte man im Holsteiner Courier lesen: Louise von Bülow zeigt enorme Bühnenpräsenz. Da ist ja eine gewaltige Entwicklung geschehen.

 

Frage 2: Wie ist aus einer schüchternen und zurückhaltenden Louise eine Frau geworden, die ihre Stimme auf verschiedenen Bühnen authentisch zeigen kann?

Ich war in der Schule so zurückhaltend, dass ich mich selten im Unterricht getraut habe, was zu sagen. Ich war so aufgeregt, wenn ich ein Referat halten sollte. Also furchtbar war das. Dadurch, dass ich singen gelernt habe, habe ich festgestellt, wie laut ich sein kann, wie kräftig meine Stimme ist. Das habe ich alles durch den Gesangsunterricht erfahren, weil das eine körperliche Erfahrung ist.

Louise erzählt weiter, dass sie ihr Gesangsstudium nicht primär gemacht hat, weil sie auf der Bühne stehen wollte, sondern weil sie diese stimmliche Entwicklung so interessiert hat. Noch heute sei sie eher zurückhaltend und eher schüchtern. Aber sie könne sich auf die Bühne stellen, weil sie wisse, dass sie sich auf ihre Stimme, ihr Instrument, verlassen könne. Sie habe darauf spielen gelernt. Weiter meint sie:

Dadurch habe ich die Angst verloren, weil ich meine stimmliche Grösse kenne. Die habe ich einfach durch den Gesangsunterricht und auch durch das Sprech-Stimm-Training erfahren. Das ist letztendlich, was ich weitergebe. Wenn man diese Erfahrung macht, wo die eigene Stimme zu Hause ist, wie gross sie ist, wie weit, wieviel Höhen und Tiefen sie hat, gibt das eine wahnsinnige Sicherheit. Das ist gefühlte körperlich erlebte Selbstsicherheit.

«Meine eigene Arbeit an meiner Stimme hat mir gezeigt wie sehr das Selbstvertrauen und der Mut wachsen, wenn der Stimmklang wächst.»
Louise von Bülow

„Jeder Mensch ist einzigartig und hat eine einzigartige Stimme.“

Die Stimme ist wie ein Instrument, auf dem man lernen kann zu spielen. So viel habe ich aus den Ausführungen von Louise verstanden. Ich kann mich an eine eigene Erfahrung erinnern, als ich vor vielen Jahren an einem Kongress einer Dolmetscherin zuhörte. Wenn man sich in eine Stimme verlieben kann, dann war es damals Liebe auf den ersten Blick, bzw. ersten Ton. Ich habe keine Ahnung mehr, um welches Thema es ging, aber die Erinnerung an ihre Stimme ist immer noch sehr stark. Ich hätte ihr stundenlang zuhören können, es war wie ein Musikstück, einfach herrlich.

Louise, dir ist es ja ein Anliegen, dass jeder Mensch seine eigene authentische Stimme findet.

Frage 3: Wie ist es möglich, seine authentische Stimme zu finden, ohne sich dabei verstellen zu müssen?

Erstmals ist es ja so, wie wir sprechen und wie wir die Stimme benutzen, ist erlerntes Verhalten. Dieses Verhalten ist abhängig von der Gesellschaft, in welcher wir gross werden und den Normen und Werten von unseren Vorbildern, unseren Eltern, unseren Lehrern. Das bedeutet, dass die Stimme, die wir benutzen, mit der wir sprechen, ist gar nicht automatisch das, was anatomisch veranlagt ist.

Ich nenn mal ein Beispiel. Es ist immer noch so, dass wenn Frauen unsicher werden, die Stimme ein klein bisschen nach oben wegkippt. Weil in uns immer noch gespeichert ist, sei lieb, sei zurückhaltend, sei zart, sei harmlos und auf keinen Fall laut und verschreckend. Das ist wie ein stimmliches Zeichen von weiblicher Zurückhaltung. Was bedeutet, es ist nicht automatisch der Ton der da ist, wenn du das Instrument benutzt, was in dir ist, sondern es ist etwas Erlerntes.

Es ist vergleichbar mit Instrumenten. Stell dir vor, du hast ein Cello bekommen und versuchst permanent auf diesem Cello Flöte zu spielen. Das ist anstrengend und wird sich auf die Dauer nicht anfühlen, wie ICH, wie AUTHENTISCH.

Sei authentisch!

In der stimmlichen Arbeit geht es nie darum, etwas zu erzeugen, was einem selbst nicht entspricht oder die Stimme zu verstellen. Es geht darum, den eigenen, unverstellten Klang zu finden. Das zu machen, was das Instrument hergibt, wie einen ungeschliffenen Diamanten zu schleifen. Das hat mit Authentizität zu tun.

Im Gespräch mit Louise wurde deutlich, dass wir einfach so sein dürfen, wie wir sind und das betrifft auch unsere Stimme. Eine weitere Erinnerung stieg in mir auf. Als Kind durfte ich zusammen mit meinen vier Geschwistern bei einer Single-Schallplatten-Produktion mitsingen. Da standen wir also in unserer Stube und sangen alle von Herzen mit. Ich gab mir damals ganz besonders Mühe und versuchte meiner Stimme einen besonderen Klang zu geben. Unsere Stimme zu verstellen, ist jedoch nicht nötig, wir brauchen nur das Ureigene, Authentische zu finden. Ist das nicht unglaublich schön und befreiend?

Single Platte, auf dem Cover sind 7 Kinder am Singen

Die Tonaufnahme mit den Kinderliedern. Mich siehst du in der Mitte, daneben meinen Bruder und meine Schwestern (die mit den hellen Pullover)

Trotzdem gibt es in Bezug auf die Stimme viele innere Überzeugungen, die uns behindern können. So ging es mir selber, als ich einmal angefragt wurde, bei einem Gottesdienst in einer Kirche zu moderieren. Dieser Anlass wurde dann direkt im Schweizer Radio live übertragen. Ich erinnere mich, dass ich befürchtete, meine Stimme sei für das Radio überhaupt nicht geeignet. Ich habe es trotz meiner Bedenken gemacht und war ganz überrascht, dass ich ganz viele positive Rückmeldungen zu meiner Stimme erhielt. Da wurde mir bewusst, dass ich, oder wir uns manchmal selbst unnötige Einschränkungen machen.

Frage 4: Welche Überzeugungen in Bezug auf die Stimme begegnen dir?

Esther im Homeoffice vor dem Bildschirm

Authentisch Leben und was unsere authentische Stimme damit zu tun hat, darum geht es im Gespräch mit Louise von Bülow

Was ich ganz häufig höre, ist: „Singen kann ich gar nicht. Bitte keine Gesangsübungen“. Insgesamt gibt es häufig ein schlechtes Stimmen-Selbstwertgefühl. Menschen denken:

  • Meine Stimme ist nicht schön
  • Meine Stimme ist zu schrill
  • Meine Stimme ist kratzig
  • Ich kann mit der Stimme nichts machen

Es steckt ganz viel Scham dahinter. Das hängt sicher damit zusammen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der man sagt: „Sei leise! Nicht so laut!“. Wir haben gelernt leise zu sein und uns zurückzuhalten. Die eigene Stimme, auf einer Aufnahme zu hören, ist für viele total befremdlich. Das liegt daran, dass wir den Kontakt zu unserer Stimme nicht haben. Wir haben da einen blinden Fleck für unsere eigene Stimme.

Weiter kam ich mit Louise darauf zu sprechen, wie wir damit umgehen können, wenn wir im Stress sind. Wenn wir den Eindruck haben, zu wenig Luft zu kriegen, angespannt sind oder uns nicht optimal ausdrücken können.

Frage 5: Welchen Stimm-Tipp hast du für uns, um besser mit Stress umzugehen?

Stresssymptome oder Angst, wirken sich sofort auf den Kehlkopf aus und vor allem auf die Atmung. Die Atmung ist der Motor dafür, dass Stimmklang entsteht. Bei Aufregung, in der Nervosität und bei Stress wird alles eng und wir atmen tendenziell nach oben. Das heisst, wenn wir nach oben in den Brustkorb atmen und tendenziell die Schultern noch etwas hochziehen, dann haben wir wie Luftdruck unter dem Kehlkopf. Die Luft drückt richtig dran und die feinen Stimmlippen, die schwingen sollen, müssen sich extrem anspannen, um diesem Druck stand zu halten. Und wenn sie das nicht schaffen, bricht die Stimme. Dann empfinden wir es, wie wenn die Stimme wegkippen würde, wenn ich nervös bin. Man kriegt keine Luft. Wie man da einen ersten Schritt rauswagen kann, ist….

Louise verrät uns einen einfachen, konkreten Tipp, wie wir sofort Entspannung bewirken können. Dass dieser Tipp mit der Atmung zu tun hat und warum es nicht hilfreich ist, den Bauch einzuziehen, erklärt sie im Video.

Frage 6: Welches Angebot hilft mir, meine authentische Stimme weiter zu entwickeln?

Louise hat aber noch viel mehr Tipps, die uns helfen, unsere Stimme weiter zu entwickeln. Z.B. in ihrem Stimmprogramm für leise Frauen. Wie du es als leise Frau schaffst, dich beim Sprechen vor Menschen wohl zu fühlen, indem du dich auf deine klare, selbstsichere Stimme verlässt.“

Ich habe selber diesen Online-Kurs „KLINGE WIE DU BIST“ von ihr gemacht und kann nur bestätigen, wie hilfreich er ist. Louise nimmt einen an die Hand und erklärt einfach Schritt für Schritt, was wir tun können, um mit unserer eigenen Stimme Freundschaft zu schliessen. In 4 Modulen zeigt sie dir die Grundlagen der Stimm- und Sprechtechnik, die du für eine klare, authentische und selbstsichere Stimme brauchst, um dich beim Sprechen vor Menschen wohl, sicher und richtig zu fühlen. In kurzen, knackigen Videoanleitungen zeigt sie dir Übungen, mit denen du auf deinem einzigartigen Instrument spielen lernst.

Damit sind wir bereits am Ende unseres Interviews angekommen. Herzlichen Dank für das spannende Gespräch, liebe Louise. Ich freue mich sehr, über dich und die wertvolle Arbeit, die du machst und wünsche dir weiterhin nur das Beste.

Und nun zu dir, liebe Zuhörerin oder Leserin. Was nimmst du mit aus diesem Gespräch? Lass es mich gerne wissen. Bist du vielleicht sogar motiviert, deiner Stimme ein Geschenk in Form dieses Kurses zu machen? Dann schau dich gerne auf ihrer Website um.

Unsere Stimme ist wie ein Instrument, das wir als grossartiges Geschenk von unserem Schöpfer bekommen haben. Ich wünsche dir, dass du deine authentische Stimme dankbar nutzen, weiterentwickeln und dich darüber freuen kannst.

Willst du weitere Impulse für ein gelingendes Leben erhalten? Dann abonniere gerne meinen Impulsletter:

Schick mir den Impulsletter

«Die Persönlichkeit entwickelt sich weiter, wenn man die Kraft der eigenen Stimme entdeckt.»
Louise von Bülow