Wir sehnen uns oft nach Leichtigkeit auf unserem Weg, besonders wenn wir neue Ideen verfolgen oder ein Beratungsangebot anbieten wollen. Doch was, wenn uns Herausforderungen und Schwierigkeiten begegnen und es sich gar nicht leicht anfühlt?  Sind das Zeichen für einen falschen Weg? Nicht zwingend, finde ich. Warum ich vielmehr denke, dass sie eine wertvolle Möglichkeit sind, unseren Mut und unsere Entschlossenheit zu prüfen, erfährst du in diesem Artikel.


Die Illusion der Leichtigkeit

Die Vorstellung, dass der richtige Weg sich immer, oder mindestens fast immer, leicht und einfach anfühlen sollte, kann ich sehr gut verstehen.

 

Beispiel: So erlebt es auch Seraina (Name frei gewählt). Sie ist Psychosoziale Beraterin und hat eine tolle Idee für ein neues Beratungsangebot Schon lange möchte sie diese Idee umsetzen und hat sich dazu schon viele Gedanken gemacht. Ihre Notizen liegen alle in einer Schublade bereit. Wichtig ist ihr auch, zu überlegen, wo «Gott sie haben will». Voller Elan erzählt sie anderen von ihrer Idee, doch die Reaktionen sind teils wenig unterstützend. Trotzdem macht sie weiter, merkt aber bald, dass immer wieder Hindernisse auftauchen. Sie ist verunsichert. Zweifel und Selbstzweifel plagen sie und sie denkt: Es müsste doch einfacher sein, wenn es der richtige Weg wäre. Wahrscheinlich ist es doch nicht mein Weg. Das ist wohl ein Zeichen.

Wie Seraina geht es vielen, denn als Life Coach und Supervisorin begegnen mir oft solche Aussagen:

  • Weisst du, es fühlt sich gerade sehr anstrengend an, vielleicht ist es nicht dran oder nicht der richtige Zeitpunkt.
  • Es fühlt sich unangenehm an, ich habe keinen Frieden darüber, dann wird es wohl nicht richtig sein.
  • Ich habe Angst vor diesem Projekt, es fühlt sich nicht leicht an, das ist ein Zeichen, also ist es wohl nichts für mich.

Meiner Meinung nach ist dies oft eine unrealistische Idealvorstellung vom Leben. Sie hindert viele daran, mutig ihren eigenen Weg zu gehen, zu tun, was ihnen wichtig ist und mutig etwas zu wagen.

Darum frage dich lieber: Was, wenn Schwierigkeiten und Herausforderungen auf meinem Weg vielmehr ein Test wäre, der mir hilft, klarer zu erkennen und zu prüfen, ob es mir wirklich etwas wert ist?

 

Der vermeintlich gerade Weg

Wenn wir eine Idee verfolgen, ein Beratungsangebot anbieten oder ein Projekt realisieren wollen, dann wäre es schön, es würde einfach «flutschen». Am liebsten wäre es den meisten von uns, dass es dabei mehr oder weniger geradlinig verlaufen würde.

Im Coaching oder psychosozialen Beratung kommen Menschen mit dem Wunsch zu mir, dass ich sie dabei unterstütze, so schnell wie möglich von A nach B zu kommen. Die Realität sieht jedoch anders aus. Der Weg ist oft kurviger, mit Hindernissen gespickt und manchmal gibt es Rückschläge. Wir erleben Herausforderungen, haben das Gefühl, dass uns Steine in den Weg gelegt werden oder uns das Umfeld zu wenig unterstützt.

 

2 Linien, Wunsch: geradlinig von A-B, Realität, kurvig von A-B

 

Solche Rückschläge gehören zum Leben und können uns helfen, zu wachsen. Sie müssen nicht zwingend ein Zeichen dafür sein, dass wir auf dem falschen Weg sind. Sie gehören einfach dazu. Wenn wir damit rechnen, werden wir weniger enttäuscht und können viel leichter damit umgehen.

 

Beispiel: Ich kann mich noch gut an ihn erinnern, den Bauleiter eines grossen Umbaus. Während dieser Sanierungsphase gab es auf der Baustelle immer wieder neue Hindernisse, die er klären und überwinden musste. Was mich überraschte, war, dass er sich anscheinend davon wenig beeindrucken liess. Immer wieder staunte ich, wie er diese Herausforderungen einfach wahrgenommen und akzeptiert hat. So wie, wenn es das Normalste auf der Welt wäre. Er hat damit gerechnet und die Probleme einfach angepackt und nach Lösungen gesucht.

 

Unangenehme Emotionen und Gefühle auf deinem Weg

Sind unangenehme Emotionen und Gefühle ein Zeichen dafür, dass du in die falsche Richtung gehst oder dein Beratungsangebot nicht anbieten solltest?

Das muss nicht sein. Denn wenn wir uns weiterentwickeln und aus unserer Komfortzone heraustreten, löst das zuerst sehr oft ein unangenehmes Gefühl aus. Je grösser und bedeutungsvoller die Auswirkungen unserer Ideen sind, umso stärker ist es.

Entwicklung und Wachstum gehen oft mit unangenehmen Emotionen und Gefühlen einher. Sie sind Teil jedes natürlichen Persönlichkeits- und Weiterentwicklungs-Prozesses. Selbstverständlich ist es wichtig, zu prüfen, warum diese unangenehmen Gefühle auftauchen und was dahinter steckt. In meinem Workshop: „Emotionen, und wie sie dir helfen, gute Entscheidungen zu treffen“, zeige ich dir, wie du das mit einem einfachen Tool herausfinden kannst.

 

Beispiel: Ich habe mich vor vielen Jahren entschieden, als Life Coach, Supervisorin und Psychosoziale Beraterin selbstständig zu sein und wollte einen eigenen Beratungsraum. Bevor ich den Mietvertrag unterschrieben hatte, zögerte ich. Ich wurde plötzlich unsicher, hinterfragte diese Idee. Ich wurde mit meiner Angst vor Sichtbarkeit und dem finanziellen Risiko konfrontiert. Diese Gedanken habe ich ernst genommen, war impathisch (einfühlsam gegenüber mir) und bin froh, dass ich es dann trotzdem gewagt habe. Unterdessen bin ich seit Jahren glücklich in meinem Praxisraum.

 

Nutzen-von-Emotionen-Freude-Wut-Angst-Trauer-und-Scham

Jede Emotion hat einen Nutzen, die du als wertvolle Ressource nutzen kannst.

 

Die Sehnsucht nach absoluter Gewissheit für deinen Weg

Wir sehnen uns nach Kontrolle und doch ist der Wunsch nach 100%iger Sicherheit eine Illusion. «Ich muss ganz sicher sein, dass mein Weg richtig ist. Ich möchte nicht noch einen Umweg machen und meine Zeit vergeuden. Dieses Mal MUSS es wirklich klappen.» Solche Wünsche meiner Kundinnen oder Kunden in einem Neuorientierungsprozess sind nachvollziehbar und trotzdem eine Falle. Viele wollen sich absichern, eine absolute Garantie haben, dass es gelingt, bevor sie etwas unternehmen. Das ist unrealistisch. Niemand kann uns jemals 100%ige Sicherheit geben. Wenn wir in diese Denkfalle tappen, besteht die Gefahr, dass wir stillstehen und im Reflektieren gefangen bleiben.

Dein Weg entsteht, indem du ihn gehst.

Manchmal bedeutet es, festzustellen, dass wir in einer Sackgasse gelandet sind, obwohl wir unser Möglichstes getan haben, um das zu verhindern. Das kann sehr schmerzhaft sein. Oft erleben wir erst im Nachhinein, dass auch diese vermeintlichen Umwege wichtig waren für unser Leben.

 

Beispiel: Als Prüfungsexpertin für die höhere Fachprüfung im Bereich Beratung HFP, unterstütze ich immer wieder Kandidatinnen und Kandidaten bei ihren Prüfungsvorbereitungen. Sie hätten gerne von mir, dass ich ihnen eine Garantie geben würde, dass sie es wirklich schaffen werden. Das kann ich leider nicht, aber ich kann sie sehr wohl gut darauf vorbereiten, dass sie ihre Kompetenzen zeigen können. Genau sowenig kann ich bei einer Neuorientierung garantieren, dass sie in ihrem neuen Job glücklich werden oder sie Erfolg mit einem neuen Beratungsangebot haben. Allerdings können wir schauen, welche Voraussetzungen, die Wahrscheinlichkeit massiv erhöhen, dass es gelingt.

 

 

Sinnhaftigkeit geht über Leichtigkeit

Leichtigkeit ist nicht der entscheidende Faktor, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Das wird sofort deutlich, wenn wir Biografien lesen. Stattdessen zählt, ob wir etwas als sinnhaft erleben. Wenn wir unseren Fokus darauf richten, was für uns wirklich wichtig ist, dann können wir Herausforderungen besser meistern. Fokussiere dich daher auf Sinnhaftigkeit, statt Leichtigkeit.

 

Beispiele: Ich denke an alle Eltern. Wie viel nehmen sie auf sich, um ihre Kinder aufzuziehen. Diese Aufgabe ist zwar sehr sinnvoll, aber sie ist längst nicht immer leicht.

Ein krasses Beispiel ist auch das Leben von Jesus, wie es in der Bibel beschrieben wird. Er erfüllte seinen Auftrag, um dadurch den Menschen Frieden zu bringen. Sein Weg war alles andere als einfach. Er schwitzte Blut vor Angst und trotzdem hat er seine Angst überwunden.


Fazit: Warum es wertvoll sein kann, wenn der Weg nicht leicht erscheint

Wenn es nicht leicht ist und dir emotional ein rauer Wind entgegenbläst, sie es als Einladung an dich, deine Ideen und Wünsche sorgfältig zu prüfen. Ähnlich wie ein «Elchtest» Autos auf ihre Stabilität bei Seitenwind, Unebenheiten und Ausweichmanöver prüft, kannst du prüfen, wie überzeugt du von deinen Ideen und Zielen bist.

Statt vorschnell aufzugeben, beantworte lieber diese Fragen:

  • Warum ist mir dieser Wunsch oder dieses Beratungsangebot so wichtig?
  • Passt diese Idee zu meinen Wertvorstellungen, oder habe ich sie einfach übernommen?
  • Was brauche ich, um weiterzukommen, wenn es schwierig und herausfordernd ist? Mehr Knowhow, Fertigkeiten, Unterstützung oder muss ich zuerst einen Wertekonflikt auflösen?
  • Ist diese Idee sinnvoll für mich, selbst wenn ich scheitern könnte?

 

Auch wenn es mal nicht leicht ist, nutze Unsicherheit als Chance, deine Ideen zu überprüfen, als Gelegenheit zu wachsen und «Bliib muetig dra» (bleibe entschlossen dran)!

 

Möchtest du auf deinem Weg nicht alleine weitergehen? Dann lass uns gemeinsam klären, wie ich dich dabei am besten unterstützen kann. Hier kannst du dir einen kostenlosen Kennenlerntermin reservieren.

Frau auf Weg, Schrift: Willst du deinen Weg nicht alleine weitergehen? Lass uns klären, ob ein Coaching genau richtig für dich wäre.