„Bliib muetig dra!“ Dieses Motto habe ich für mein Jahr 2023 gewählt. In letzter Zeit habe ich immer wieder beobachtet, wie viele Menschen gute Ideen haben und voller Freude etwas beginnen. Sie starten mit einem Projekt oder verfolgen einen Wunsch, aber dann geht es nicht weiter. Ganz oft beenden sie nicht, was sie angefangen haben. Irgendwann kommen Schwierigkeiten und Zweifel und so bleibt es bei einer Idee, einem halbfertigen Projekt, einem abgebrochenen Weg oder einem unerfüllten Wunsch. Mehr nicht.

Das beschäftigt mich und finde ich sehr schade. Allerdings kenne ich diese Herausforderung auch persönlich. Ich bin ihr im letzten Jahr immer wieder begegnet und darin leider manchmal auch stecken geblieben. 2023 ist es jetzt an der Zeit, dies bewusst anzugehen und etwas zu verändern. Darum bin ich gespannt, wie sich mein Motto: „Bliib muetig dra!“ in diesem Jahr auswirken wird.

„Muetig dra bliibe“, dranzubleiben hat viele Aspekte und folgende drei sind mir besonders wichtig.

«Muetig dra bliibe» heisst, gut beenden, statt auf halber Strecke aufzugeben

Anfangen, beginnen, starten, das ist der erste, wichtige Schritt, um in meinem Leben das umzusetzen, was mir wirklich wichtig ist. Allerdings möchte ich es nicht bei dem Angefangenen bewenden lassen. Ich möchte etwas gut zu Ende bringen, wie z. B.

• Einen Blogbeitrag nicht nur in den Entwürfen stehen lassen, sondern ihn auch veröffentlichen und teilen.
• Ein Konzept für einen neuen Online-Workshop nicht nur erarbeiten, sondern ihn auch anbieten und durchführen.
• Ein Ziel nicht nur benennen, sondern Schritt für Schritt darauf zugehen.

Natürlich ist es manchmal berechtigt, etwas mitten drin zu beenden. Wenn ich ein Buch zu lesen beginne und merke, dass es gar nicht das Gewünschte ist, dann kann es durchaus sinnvoll sein, dieses auf die Seite zu legen. Allerdings gab es auch zu viele Dinge, die ich aus Angst oder Selbstzweifel nicht weiterverfolgt habe.

Manchmal brauche ich darum diesen Zuspruch: „Bliib muetig dra!“. Besonders dann, wenn eine Idee oder ein Projekt in eine Phase kommen, in der es herausfordernd und schwierig wird. Es wäre zu schade, dann aufzuhören und die Chance zu verpassen, etwas Gutes zu bewirken, andere zu inspirieren, zu ermutigen und Freude und Erfüllung zu erleben.

Dieser erste Aspekt erinnert mich an meine Schwangerschaften. Ein Kind entsteht, entwickelt sich, es wächst und dann kommt der unglaubliche Moment der Geburt. Ich glaube, das Prinzip bei unseren Ideen ist ähnlich. Die Idee entsteht, wächst, entwickelt sich, nimmt Form an, aber irgendwann muss dieses «Kind» auf die Welt gebracht werden, damit es leben und sich weiterentwickeln kann.

«Muetig dra bliibe» bedeutet: mutig entscheiden, statt alles zu zerdenken

Manchmal bringt mich meine ausgeprägte Reflexionsfähigkeit in eine Gefahr. Ich liebe es, nachzudenken und zu reflektieren; als Supervisorin und Life Coach gehört das zu meinem Beruf. Ich mag es, Projekte und Ideen von A bis Z gründlich und sorgfältig zu durchdenken, um eine hohe Qualität zu erhalten. Gegen das Reflektieren ist grundsätzlich nichts einzuwenden, nein im Gegenteil, das finde ich etwas sehr Wertvolles.

Allerdings besteht die Gefahr, dass ich im Denken, Überlegen, Abwägen, Perfektionieren und Reflektieren gefangen bleibe und nicht ins Tun komme. Es ist dann ähnlich, wie wenn ich irgendwo im Wald vor einer Weggabelung steckengeblieben wäre und nicht weitergehe, nur weil ich die Entscheidung für meinen nächsten Schritt herausschiebe.

Im Jahr 2023 will ich bewusst darauf achten, mutig dranzubleiben, indem ich immer noch gründlich und bewusst reflektiere, aber irgendwann diese Phase abschliesse und mutig eine Entscheidung treffe.

Es ist mir bewusst, dass ich mit jeder Entscheidung für etwas eine Entscheidung gegen tausende anderer Möglichkeiten treffe. Es ist mir auch klar, dass ich mit jeder Entscheidung ein Risiko eingehe, dass ich den eingeschlagenen Weg wieder anpassen muss oder darf.

«Muetig dra bliibe» heisst: Etwas Neues wagen, statt aus Angst vermeiden

Ich kenne die Ambivalenz, dass ich einerseits etwas Neues liebe und gleichzeitig vor einer Veränderung manchmal zurückschrecke. Kognitiv weiss ich, dass unser Gehirn Veränderungen nicht besonders gerne mag. Viel lieber funktioniert es in vertrauten Bahnen.

Allerdings möchte ich auch im Jahr 2023 offen sein für Neues, etwas wagen und mich persönlich und beruflich weiterentwickeln. Das bedeutet, dass es nicht ohne Veränderung geht. Jede Weiterentwicklung, sei sie beruflich oder persönlich, gewollt oder ungewollt, bringt mich aus meiner Komfortzone heraus. Je stärker und grösser die Veränderung ist, umso mehr konfrontiert sie mich mit meinen Unsicherheiten und Befürchtungen. Eine Möglichkeit wäre dann, diesen Herausforderungen auszuweichen und sie zu vermeiden. Ich will mich ihnen jedoch mutig stellen und trotzdem dranbleiben.

Ich weiss, dass manchmal Dinge, die ich noch nicht kenne, etwas Neues, Unbekanntes mir wie eine Schuhnummer zu gross erscheinen mag. Es ist mir bewusst, dass es ein Prozess ist und ich in das Neue hineinwachsen darf.