Neid ist ein zutiefst menschliches Gefühl, das sehr viele Frauen kennen. Obwohl es unserer Gesundheit und Lebensfreude erheblich schadet, wird Neid oft tabuisiert, totgeschwiegen, bagatellisiert oder sogar verleugnet. Neid betrifft uns auf zwei Arten; indem wir selber auf andere neidisch sind und indem andere neidisch auf uns sind.

In diesem Blogbeitrag zeige ich die destruktive Kraft des Neides gegenüber anderen Menschen auf und zeige praktische Schritte auf, wie du der Neid-Falle entkommst und wieder zufriedener wirst.

Was ist Neid?

Neid ist ein ätzendes Gefühl, eine Mischung aus Angst, Wut und Traurigkeit. Er hat eine unglaublich destruktive, zerstörerische Kraft und kann uns im wahrsten Sinne des Wortes in seinen Klauen gefangen halten, lähmen und demotivieren. Neid schadet uns, denn es ist ein Gefühl, das uns innerlich auffrisst, vergiftet und vor allem raubt es uns unglaublich viel Energie und Lebensfreude.

Neid begegnet uns überall

Oft wird er ausgelöst, weil wir etwas bei anderen sehen, was wir auch gerne hätten oder wären. Andere wirken oder sind intelligenter, hübscher, erfolgreicher, beliebter, stärker, gesünder. Sie haben eine bessere Figur, tollere Wohnung, schönere Kleider, mehr Geld. Sie können sich interessantere Urlaube leisten, ihre Beziehungen sind gesünder und ihr soziales Umfeld scheint besser zu sein.

Ständig sind wir in Gefahr, uns auf ungesunde Art zu vergleichen und neidisch zu werden. Hier einige Beispiele:

Haben: Jemand hat etwas, das du nicht hast

  • Ich erinnere mich noch gut, wie ich einmal auf meine Freundin neidisch war. Sie erzählte mir voller Freude, dass sie jetzt einen tollen Praxisraum bezogen hat. Ich versuchte, mich ehrlich mit ihr zu freuen, spürte aber gleichzeitig Neid.
  • Katja (dieser Name steht für irgendeine Frau und verwende ich in der Folge bei allen Beispielen) stellt frustriert fest, dass ihre Kollegin vom Team super unterstützt wird, während sie immer alleine zurechtkommen muss. Sie sieht auch, wie die Ideen ihrer Kollegin gehört und umgesetzt werden, während ihre eigenen unbeachtet bleiben.

Können: Jemand kann etwas, das du nicht kannst

  • K. sieht, wie ihre Kollegin es geschafft hat, einen Artikel in einem guten Journal zu veröffentlichen. Sie bewundert sie, fühlt sich aber gleichzeitig plötzlich klein und wertlos.
  • Sie stellt fest, dass ihre Kollegin wieder als Rednerin bei einem Online-Kongress auftritt, und fragt sich neidisch, warum sie nie angefragt wird.
  • K. hadert mit sich, als ihre Freundin erneut für ihre souveräne Arbeit ausgezeichnet wird und ist neidisch, weil sie selbst glaubt, nicht so gut zu sein.

Sein: Jemand ist etwas, das du nicht bist

  • K. beneidet eine andere Frau um ihre tolle Figur und fühlt sich selber daneben ziemlich unförmig. Zudem denkt sie, dass ihr Leben einfacher wäre, wenn sie extrovertierter wäre. Im Vergleich zu ihr erscheint ihr das eigene Leben plötzlich sehr banal und langweilig.
  • Sie möchte genauso erfolgreich sein, wie ihre Kollegin, die schon wieder einen tollen Auftrag erhalten hat, während sie selbst finanziell kämpft und dringend neue Aufträge benötigt. Zudem wird sie bei Social Media ständig mit Erfolgserlebnissen von anderen Frauen überschwemmt, was es für sie nicht einfacher macht.

Woran du neidische Frauen und ihre Reaktionen erkennen kannst

Neidische Frauen haben etwas gemeinsam. Wenn sie etwas sehen und hören, was andere haben, können, oder sind, was sie vermissen, dann spüren sie einen tiefen inneren Frust.  Anstatt sich für andere mitfreuen zu können, fühlen sie sich gereizt und ärgerlich oder sind deprimiert. Dies zeigt sich an verschiedenen typischen Merkmalen und Verhaltensmustern. Vielleicht erkennst du dich in dem einen oder anderen Punkt wieder.

Merkmale neidischer Frauen

Selbstmitleid und Ärger über das vermeintlich ungerechte Schicksal
Als neidische Frau bemitleidest du dich selber, fühlst dich benachteiligt und weniger wert. Du ärgerst dich und findest es ungerecht, dass anderen Frauen alles zu gelingen scheint, während du selbst das Gefühl hast, im Leben zu kurz gekommen zu sein. Häufig denkst du: «Wäre ich doch auch jünger, hübscher, erfolgreicher, weniger sensibel, etc..»

Trauer über unerfüllte Wünsche
Du realisierst, dass andere Frauen etwas haben, können oder sind, was du auch gerne gehabt oder gekonnt hättest oder wärst. Das empfindest du als ungerecht und es macht dich traurig.

Verzerrte Wahrnehmung und ungesunde Vergleiche
Wenn du neidisch bist, fokussierst du oft nur auf das eine Detail, auf das du neidisch bist und blendest andere Aspekte des Lebens der Person, die du beneidest, völlig aus. Wenn du ehrlich bist, wärst du nicht bereit, das ganze «Paket» dieser Person zu übernehmen. Zudem vergleichst du dich ständig mit anderen und fühlst dich minderwertig.

Schmerz über gemachte Fehler
Dir wird bewusst, dass du etwas verpasst oder falsch entschieden hast und beneidest andere dafür, dass sie diese Fehler nicht gemacht haben.

Typische Verhaltensmuster bei Neid

  • Du sprichst abfällig oder abwertend über andere, spielst deren Erfolge herunter oder versuchst, ihren Ruf zu schädigen, um dich selbst besser zu fühlen.
  • Du gönnst anderen ihren Erfolg nicht und freust dich heimlich über ihr Scheitern oder Unglück.
  • Durch übermässige Selbstinszenierung oder Leistung versuchst du den Neid zu kompensieren, um dich besser zu fühlen.
  • Du hast Selbstzweifel und fühlst dich unsicher. Du schmälerst deine eigenen Erfolge, Leistungen und Fähigkeiten im Vergleich zu denen anderer und zweifelst an dir selbst.
  • Du beschäftigst dich intensiv mit den Anderen, denkst ständig über mögliche Gründe für deinen eigenen Mangel nach und verlierst dadurch viel zu viel Energie, was dich deprimiert.

In 4 Schritten heraus aus der Neid-Falle

Niemand muss im Neid stecken bleiben und ihm hilflos ausgeliefert bleiben. Diese Schritte sind wie ein Detox-Programm und helfen dir wieder herauszukommen.

1: Erkenne und akzeptiere, dass du neidisch bist

Gib dir selber zu, dass du Neid empfindest und stehe dazu. Verurteile dich nicht dafür, sondern akzeptiere es ohne Selbstvorwürfe und Schuldgefühle. Entwickle Selbstmitgefühl, indem du impathisch mit dir umgehst und akzeptiere erstmal einfach, was ist. Es kann helfen, auszusprechen: «Ich bin neidisch». Erst indem du deinen Neid erkennst und zugibst, kannst du Schritte unternehmen, um dich aus seiner destruktiven Kraft zu befreien.

2: Entdecke dein Bedürfnis hinter dem Neid!

Kläre für dich, welches Bedürfnis hinter deinem Neid steckt. Denn jedes Gefühl und jede Emotion will uns auf etwas hinweisen. Wie du lernen kannst, deine Emotionen zu verstehen, kannst du hier lesen.  Frage dich: Was genau schmerzt mich? Worauf bin ich neidisch? Versuche, diese Gedanken sehr konkret und klar zu benennen. «Ich bin neidisch, weil ich mehr … (Energie, Geld, Finanzen, Wissen etc.) hätte oder könnte oder lieber … (weniger emotional, mutiger, etc.) wäre».

Hinterfrage kritisch, ob dies überhaupt stimmt, was du siehts oder annimmst und was du wirklich willst. Ist es der Erfolg anderer oder ein tieferliegendes Bedürfnis, wie Anerkennung, Zugehörigkeit, Liebe, Freiheit?

Beispiele:

  • Neid auf Referentin: Willst du auch sprechen oder geht es dir darum gesehen und wertgeschätzt zu werden?
  • Neid auf die Kollegin, die ausgebucht ist: Geht es dir um eine gefüllte Agenda oder steckt dahinter der Wunsch nach Anerkennung und du möchtest dich selbstsicherer fühlen und weniger Selbstzweifel haben?

3: Beginne dein ungestilltes, unerfülltes Bedürfnis zu stillen!

Neid weist dich auf ein unerfülltes Bedürfnis hin. Um es zu stillen, braucht es individuelle Wege. Akzeptiere jedoch Tatsachen, die du nicht ändern kannst. Ja, das Leben scheint oft nicht gerecht zu sein. Ja, andere sind vielleicht erfolgreicher als du und ja, du hättest vielleicht auch gerne etwas gehabt, was nicht möglich war. Das ist schmerzhaft, aber Neid verändert deine Situation überhaupt nicht. Akzeptanz für ein ungestilltes Bedürfnis ist ein wichtiger Schritt, um den Neid hinter dir zu lassen und aktiv zu werden.

Dazu ist es oft hilfreich, wenn du mit einer anderen Person offen und ehrlich darüber sprichst oder wenn du religiös bist, betest. Überlege dann als nächstes, wie du dein Bedürfnis (wenigstens ansatzweise) erfüllen kannst und formuliere konkrete Schritte.

Beispiele:

  • Als meine Freundin mir von ihrem tollen Praxisraum erzählt, wurde mir schnell bewusst, wie lange ich mir schon einen eigenen Coachingraum wünschte und begann aktiv einen zu suchen.
  • Du bist neidisch auf eine Kollegin, die Referentin ist? Werde aktiv. Plane, über welches Thema und wo du sprechen möchtest, kontaktiere die Verantwortlichen. Vielleicht entdeckst du dabei auch, dass du doch lieber ein Buch schreiben willst

4: Erlaube dir, dich für andere zu freuen!

Du hast richtig gelesen, ja, diese innere Erlaubnis kannst du dir geben und dich trotz deines Frustes mit anderen freuen.

Dazu ist es wichtig, dass du zwei Seiten entkoppeln kannst. Denn auf der einen Seite geht es um deinen Neid und dein unerfülltes Bedürfnis, das dahintersteckt. Auf der anderen Seite ist die andere Person, die etwas kann oder hat, was du vielleicht auch gerne hättest. Dein Bedürfnis kannst du ernst nehmen und ihr kannst du trotzdem Wertschätzung zeigen. Du wirst feststellen, dass dir dies hilft, deine Bitterkeit loszulassen.

Beispiel:

Als ich meiner Freundin meinen Neid gestand und ihr gleichzeitig sagte, wie ich mich für sie freue, begann sich mein Neid aufzulösen und brachte mich ins Tun. Heute habe ich meinen eigenen Praxisraum in Wettswil a. A. in dem ich schon viele Jahre als Life Coach, psychosoziale Beraterin und Supervisorin arbeite.

Fazit: Raus aus der Neid-Falle, hinein in die Lebensfreude

Neidgefühle kannst du nicht immer verhindern. Wie du mit deinem Neid umgehst, dafür bist du selbst verantwortlich. Denn Neid ist viel zu schädlich, als dass du in ihm stecken bleiben solltest. Indem du deinen Neid erkennst, die dahinterliegenden Bedürfnisse verstehst und dich aktiv darum kümmerst, kannst du lernen, dich für andere zu freuen und dein eigenes Wohlbefinden zu steigern.

Wenn du trotzdem immer wieder mit Neid zu kämpfen hast und er dir Energie und Lebensfreude raubt, dann lass dich von mir als Life Coach unterstützen. In einem kostenlosen 20 Min. Call klären wir gemeinsam, was du brauchst.

Ja, ich will einen Termin (CHF 0.–)