Oft erkennen wir erst im Rückblick, welche Schlüsselerkenntnisse auf unserem Berufsweg für unsere berufliche und persönliche Weiterentwicklung besonders wichtig waren. Wenn wir später aus der Distanz heraus zurückschauen, können wir feststellen, dass es AHA-Momente gab, wo uns etwas klar wurde und wir etwas lernen konnten. In diesem Artikel beschreibe ich fünf Schlüsselerkenntnisse auf meinem Weg in die Selbständigkeit als Life-Coach und Supervisorin, die für mich besonders wichtig waren. Ich teile mit dir, was ich dabei erkannt habe, und gebe dir ein paar Tipps weiter, die dich für deinen persönlichen oder beruflichen Weg inspirieren und ermutigen können.

Schlüsselerkenntnis 1: Geh durch die Angst hindurch und erlebe, wie sie kleiner wird!

Jahrelang habe ich es vermieden, mich einer schriftlichen oder mündlichen Prüfung zu stellen. Obwohl ich es liebte, Aus- und Weiterbildungen zu besuchen, fand ich immer genug Gründe, warum es nicht nötig war, einen Abschluss anzustreben. „Das brauche ich nicht! Eine Abschlussurkunde, ein Diplom ist nicht so wichtig!“ usw.

Solche Aussagen waren jedoch oft nur ein Ausweg, um Prüfungsstress zu vermeiden. Denn panische Angst stieg in mir auf, wenn ich nur schon daran dachte, dass ich  durch eine Prüfung durchfallen könnte.

Dann stand ich wieder einmal am Ende einer Weiterbildung. Dieses Mal wollte ich mich meiner Angst stellen. Meine Supervisorin, die mich während der Ausbildung in meinem Entwicklungsprozess sehr unterstützte, fragte mich einmal: „Was wäre daran so schlimm, bei einer Prüfung durchzufallen?“  Ich realisierte, dass ich in mir einen Glaubenssatz pflegte, der hiess: Eine Prüfung nicht zu bestehen ist eine Riesenkatastrophe. Ich lernte, diese Überzeugung zu relativieren und meldete mich zur Prüfung an. Die folgende Zeit war nicht ganz einfach. Ich erinnere mich an viele schlaflose Stunden. Als dann die Prüfung kam, war ich furchtbar nervös, aber ich habe es geschafft und sogar sehr gut!

Einige Zeit später stand ich vor der nächsten Prüfung. Der Bann war gebrochen. Dieses Mal ging es schon viel leichter und ich freute mich sogar ein wenig darauf, mich und meine Kompetenz als Beratungsfachfrau zu zeigen.

Neue Möglichkeiten entstehen

Der Clou war, dass ich kurze Zeit später angefragt wurde, ob ich Prüfungsexpertin für die HFP im Bereich Beratung werden wolle. Ich habe damals zugesagt und in den letzten Jahren viele Prüfungen abgenommen. Zusätzlich begleite ich heute meine Kundinnen und Kunden dabei, sich auf eine höhere Fachprüfung vorzubereiten. Ich kann so gut nachvollziehen, wie herausfordernd es sein kann, sich seinen Prüfungs-Ängsten zu stellen. Aber ich weiss auch, dass man sie überwinden kann. Heute freue ich mich riesig, wenn meine Kundinnen und Kunden von meinen Tipps zur Vorbereitung für die HFP profitieren können, es nachher schaffen und wir gemeinsam auf einen gelungenen Abschluss anstossen können.

Meine Tipps für dich:

  1. Deine Angst legt sich oft erst dann, wenn du aufhörst, sie zu verdrängen und dich ihr stellst. Darum höre auf, Dinge zu vermeiden, deine Angst zu verdrängen oder schönzureden. Gehe vielmehr durch deine Angst hindurch und erlebe, wie du sie zu überwinden beginnst.
  2. Tatsache ist, dass deine vermeintliche Schwäche oder Angst zu einer wichtigen Stärke in deinem Business werden kann, mit der du andere besonders wirkungsvoll unterstützen kannst.
Beratungsdiplome

Prüfungsangst überwunden – die Diplome bestätigen es offiziell

 

Schlüsselerkenntnis 2: Investiere finanziell in dein Business und dein Gestaltungsraum erweitert sich!

Mit dem unterschriebenen Mietvertrag in der Hand, machte ich mich auf den Weg, um den Umschlag bei der Liegenschaftsverwaltung einzuwerfen. Mir war mulmig zumute, wenn ich daran dachte, welche monatlichen Mietkosten für diesen eigenen Praxisraum nun auf mich zukommen würden. Mache ich nicht doch einen Fehler? Kann ich mir das finanziell wirklich leisten? Was, wenn plötzlich die Nachfrage nach Coaching und Supervision bei mir einbricht oder noch schlimmer, sogar ausbleibt?

Diese Vorstellung war wie ein Schreckensgespenst, aber sie hielt mich glücklicherweise nicht zurück. Ich wagte es trotzdem. Der Gedanke, dass ich die Finanzierung für das nächste ganze Jahr bereits sichergestellt hatte, beruhigte mich ein wenig. Zudem ermutigte mich mein Mann und meinte, ich solle es auf alle Fälle wagen. Was auch immer dabei herauskomme, wir würden das schon schaffen. Also ging ich weiter und gab den Umschlag ab. Jetzt war es fix und verbindlich. Erstaunlicherweise hat sich dann die Anspannung, wie Nebel in der Sonne aufgelöst und machte einem Gefühl von grosser Entschlossenheit und Zuversicht Platz.

Ich kann es kaum fassen, dass dieses Ereignis unterdessen mehr als 10 Jahre zurück liegt. Im Rückblick war dieser Schritt für die Entwicklung meines Business sehr wichtig.

Meine Tipps für dich:

  1. Wage es, auch finanziell in dein Business zu investieren, sei es in Weiterbildung, Unterstützung oder wie ich mit der Miete eines Lokals. Damit zeigst du dir selber und deinem Umfeld, dass du deiner Vision Raum gibst und deiner Geschäftsidee vertraust.
  2. Wenn du dich und dein Business weiterentwickeln willst, bist du immer wieder herausgefordert, einen Schritt aus deiner Komfortzone heraus zu gehen. Auch wenn das bedrohlich scheint, ist es doch oft wie ein Tor, um deinen Gestaltungsraum zu erweitern.
Frau mit Schlüssel in der Hand

Willkommen in meinem Reich! Grossartig, jetzt habe ich den Schlüssel zu meinem eigenen Praxisraum „nogler-coaching“.

 

Schlüsselerkenntnis 3: Entdecke mutig Neuland und hinterfrage eigene Überzeugungen!

Die Pandemie hat auch vor meinem Business nicht halt gemacht. Die Bedingungen und Vorgaben in der Schweiz machten deutlich, dass ich meine Praxis schliessen musste und keine Offline-Gespräche mehr durchführen konnte. Ich hatte die Wahl, entweder mache ich meine Praxis dicht, oder ich suche neue Wege, um mit meinen Kundinnen zu arbeiten. Aus dieser Notlage heraus, begann ich Online-Angebote zu kreieren und anzubieten.

Das bedeutete Neuland zu entdecken. Bis dahin hatte ich wenig Erfahrung mit Online-Coaching und Beratung und dachte, das passt nicht zu mir und meine Kreativität in der Beratung würde massiv darunter leiden. Dann stellte ich jedoch überrascht fest, dass viel mehr möglich war, als ich je gedacht hatte. Noch mehr erstaunte mich, dass ich mich mit diesem Online-Format richtig wohlfühlte. Innerhalb kurzer Zeit lernte ich unglaublich viel über verschiedene Online-Tools, wie z.B. Zoom und erkannte, wie ich am besten online arbeiten konnte. Es machte mir auch Freude, dieses neu erworbene Wissen und meine Erfahrungen in dieser Anfangsphase, an meine Berufskolleginnen und -kollegen weitergeben zu können.

Bald darauf konnte ich mein neues Homeoffice einrichten. Nicht nur ich, sondern auch meine Kundinnen schätzen es sehr, dass sie jetzt sowohl online als auch offline ein Life-Coaching oder eine Supervision buchen können. Unterdessen ist es sogar ganz einfach möglich, online einen kostenlosen Kennenlern-Termin zu buchen.

Ja, ich will ein Kennenlerngespräch

 

Meine Tipps für dich:

  1. Wenn du zum Umdenken gezwungen wirst, weil sich die Rahmenbedingungen oder dein berufliches Umfeld verändert, dann steck den Kopf nicht in den Sand, sondern suche neue Möglichkeiten, wie du dich verändern kannst!
  2. Sei offen für etwas Neues, Ungewohntes und erlaube dir auch deine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und ganz neue Erfahrungen zu machen.
Online und Offline Buisness-Lektion

Neuland entdecken. Online und Offline – ich liebe es, dass beides möglich ist.

 

Schlüsselerkenntnis 4: Trau dich aus dem stillen Kämmerchen heraus und werde sichtbar!

Als Frau mit introvertierten Persönlichkeitsanteilen war das Thema Sichtbarkeit für mich lange Zeit sehr herausfordernd oder sogar bedrohlich. Ich erlebte ein riesiges Spannungsfeld. Einerseits war es mein Wunsch, mit meinem Business sichtbar zu sein und zu dem zu stehen, was mir wichtig ist, andererseits wollte ich mich am liebsten verstecken.

So dachte ich auch, dass ich nie im Fernsehen auftreten würde. Davon war ich zutiefst überzeugt. Als ich dann die Anfrage erhielt, ob ich mich als Fachexpertin zum Thema „Wut im Bauch“ für ein TV-Interview zur Verfügung stellen könne, wollte ich zuerst spontan ablehnen. Trotzdem erlaubte ich mir, diese Anfrage in Ruhe zu überlegen und nächste Abklärungen zu treffen. Zusätzlich holte ich mir den Rat von Menschen ein, die mir wichtig sind. Für alle war es sofort klar: „Dafür bist du genau die Richtige. Wag es!“. Dass ich dann tatsächlich zusagte, fühlte sich zwar stimmig an und war trotzdem ein riesiger Schritt heraus aus meiner Komfortzone. Gefühlt bin ich im Vorfeld 1000 Mal gestorben und doch war diese Aufnahme eine tolle Erfahrung. Ich empfinde es heute als Geschenk, dass ich zu diesem wichtigen Thema etwas teilen konnte, da mir das Emotionen auch in der Praxis immer wieder begegnet.

Diese Erfahrung hat nicht nur mich persönlich weitergebracht, sondern auch meinem Business einen „Sichtbarkeits-Booster“ beschert. Ich erhielt viele Feedbacks von dankbaren Zuschauerinnen und Zuschauern. Sie haben mir geschrieben, wie ihnen dieser Beitrag neue Impulse gegeben habe und sie einen neuen Blickwinkel auf das Thema „Wut“, bzw. den Umgang mit Emotionen gewinnen konnten.

Nutze die Chance, die du erhältst und gehe auch mal einen Schritt, den du bisher noch nicht für möglich gehalten hast.

Meine Tipps für dich!

  1. Manchmal fühlt sich etwas als eine Schuhnummer zu gross an und du bist herausgefordert, deine Komfortzone zu verlassen. Verschliess dich trotzdem nicht den Möglichkeiten, die sich dir bieten und nutze deine Chance!
  2. Hol dir Rückendeckung von Menschen, die dich in einer neuen Herausforderung emotional und fachlich unterstützen, ermutigen und dir den Rücken stärken!
Esther Nogler im Hintergrund Schild und ein See

Komfortzone überwinden. Hier am Türlersee während den Aufnahmen

 

Schlüsselerkenntnis 5: Überwinde deine Glaubenssätze und komme ins Tun!

Es gibt diese Momente im Leben, in denen wir spüren, dass es dran ist, etwas zu wagen. Bei mir war es die Entscheidung, mit Bloggen zu beginnen. Allerdings standen mir dabei damals nicht nur ein, sondern sogar zwei Glaubenssätze im Wege: Du kannst nicht schreiben und du hast nichts zu schreiben.

Trotzdem habe ich mit Bloggen begonnen. Den ersten Anlauf nahm ich mit der Jahresrückblick-Challenge 2020 von Judith Peters. Obwohl ich damals das ganze Programm mitgemacht und erfahren habe, wie es technisch geht, einen Blog aufzusetzen, habe ich es beim ersten Anlauf nicht gewagt, auf den Button: „veröffentlichen“ zu drücken.

Ein paar Monate später war ich wieder bei einer Challenge dabei. Auch dieses Mal zögerte ich beim Veröffentlichen, aber dann, nach gefühlten Stunden, wagte ich es. Das Eis war gebrochen. Ich wusste, dass ich noch Unterstützung brauchte, um überhaupt ins Bloggen reinzukommen und so bin ich in die ContentSociety eingestiegen. Hier bin ich immer noch und erhalte superguten Support, wertvolle Anregungen und Themenvorschläge von Judith. Ich erlebe eine tolle Gemeinschaft von Frauen, die sich gegenseitig unterstützen, hilfreiches Feedback geben, einander ermutigen und unglaublich viel Fachwissen geteilt wird. Ich habe erfahren, wie stärkend es ist mit meinem Blog-Buddy, Claudia Kielmann von „Stark nach Trennung“ auszutauschen und einander Tipps zu geben. Meine Glaubenssätze sind zwar noch nicht vollständig aufgelöst, aber unterdessen habe ich erfahren, dass ich mit meinen Beiträgen (unterdessen über 90) schon viele Menschen inspirieren, ermutigen und motivieren konnte.

Meine Tipps:

  1. Glaubenssätze haben nur so viel Macht, wie du ihnen gibst. Du kannst sie ruhig auch mal hinterfragen und sie beginnen aufzulösen!
  2. Du musst deinen Weg nicht alleine gehen. Hol dir Unterstützung und sei Teil einer Community, die mit dir ein Stück Weg geht.

Willst du weiter in meinen Blogbeiträgen stöbern? Dann klicke hier Hier gehts zu meinen Blogbeiträgen

 

Fazit

Etwas ist mir beim Schreiben dieser Herausforderungen aufgefallen: alle diese Situationen sind mir jeweils wie eine Schuhnummer zu gross erschienen. Erst im Nachhinein, habe ich festgestellt, dass ich jedes Mal auf erstaunliche Art und Weise trotzdem hineingewachsen bin. Was ich bei mir persönlich immer wieder erlebe, geschieht auch bei meinen Kundinnen und Kunden. Genau das begeistert mich, mitzuerleben, wie Menschen sich persönlich weiterentwickeln, wenn sie es wagen, sich ihren Herausforderungen zu stellen.

Riesige Stiefel, Frau sitzt darauf

Wachse an deinen Herausforderungen auch wenn sie im ersten Moment als eine Schuhnummer zu gross erscheinen.

 

Welche AHA-Momente und welche Erkenntnisse hast du in Bezug auf deinen beruflichen Weg erlebt? Ich freue mich auf deinen Kommentar unter diesem Artikel und bin gespannt, welche Erkenntnis dich besonders angesprochen hat.