Emotionen und Gefühle werden im Sprachgebrauch oft synonym verwendet. Doch was ist der Unterschied? Dieser Frage gehe ich in diesem Blogartikel nach und zeige auf, was eine Emotion ist, was es mit Basis- und Primäremotionen auf sich hat und was der Unterschied zu einem Gefühl ist.

Was ist eine Emotion?

Emotionen sind erstmals unbewusste Prozesse. Der Emotionsexperte, Dirk Eilert, erklärt es so: Eine Emotion ist eine kurze bio-psycho-soziale Reaktion auf ein ganz konkretes Ereignis, das Konsequenzen für unser Wohlbefinden hat.

Das Wort Emotion stammt dem lateinischen Wort «emovere» und bedeutet herausbewegen, empor wühlen oder in Bewegung setzen. Genau das geschieht bei einer Emotion. Irgendein Ereignis wühlt in uns etwas auf und löst bei uns eine Emotion aus. Diese will uns in eine bestimmte Richtung bewegen.

Auch wenn dieser Prozess erst einmal unbewusst abläuft, hat er doch Auswirkungen auf drei verschiedenen Ebenen. Folgende drei Aspekte sind dabei wesentlich.

Unterschied Emotionen und Gefühle. Was ist eine Emotion? bio-psycho-soziale Reaktion. Tabelle mit 3 Aspekten

  1. Biologischer Aspekt: Die Emotion löst auf der biologischen Ebene eine körperliche Reaktion aus. In unserem Nervensystem verändert sich etwas.
    Nehmen wir die Emotion «Angst». Wenn die Emotion Angst ausgelöst wird, dann verengen sich die Blutgefässe, oder der Pulsschlag wird schneller. Unser Nervensystem reagiert blitzschnell, automatisch, ohne dass wir etwas dazutun.
  2. Psychologischer Aspekt: Auch unsere Psyche reagiert auf jede Emotion. Es geschieht eine Veränderung auf kognitiver Ebene. Unsere Gedanken sind dadurch aktiviert.
    Wahrscheinlich kennen wir es alle, bei Angst verengt sich unser Blickfeld, wir können nur noch an diese eine Sache denken und tendieren zu einem Tunnelblick.
  3. Sozialer Aspekt:  Jede Emotion zeigt sich zusätzlich durch eine körpersprachliche Reaktion. Denn durch Mimik und Körpersprache kommunizieren wir bewusst oder unbewusst mit unserem sozialen Umfeld. Es kann sein, dass du z.B. vor Schreck kreideweiss wirst und dein Gegenüber darauf reagiert und dich fragt, ob es dir gut geht oder ob du etwas brauchst. Unsere Reaktionen haben also dadurch eine zentrale Rolle für unsere sozialen Kontakte, auch wenn diese Signale manchmal nur in Mikrobewegungen sichtbar sind.

Emotionen sind das Rohmaterial für Gefühle

Emotionen sind also nichts anderes als unser Rohmaterial für Gefühle und haben ihren Ursprung in der unmittelbaren Reaktion des Nervensystems. Anders ausgedrückt, sind Emotionen Signale, die blitzschnell und intuitiv durch irgendwelche Erfahrungen ausgelöst werden. Sie liefern uns wertvolle Informationen, was wir gerade brauchen und fordern uns meistens auch auf, sofort zu handeln.

 

Emotionen: Was sind Basis- und Primäremotionen?

Sieben Basisemotionen nach Paul Ekman

Dr. Paul Ekman, ein US-amerikanischer Psychologe konnte nachweisen, dass die sieben Basisemotionen, wie Freude, Trauer/Traurigkeit, Überraschung, Wut/Ärger, Ekel, Angst/Furcht und Verachtung im Gesicht erkennbar sind. Er hat die Beobachtung gemacht, dass diese Emotionen mimisch weltweit bei Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen auf die gleiche Art ausgedrückt werden.

Paul Ekman, micro-expressions 5 Gesichtermit Emotionen

Emotionen und wie sie sich in unserer Mimik zeigen (Bild: paulekman.com)

Die erwähnten Basisemotionen zeigen sich in der Mimik, bei anderen Emotionen kommen eine Körperhaltung, Bewegung oder zusammengefasst ein Embodiment dazu.

Zwölf Primäremotionen nach Dirk W. Eilert

Primäremotionen sind Emotionen, die unser menschliches Verhalten und Erleben grundlegend prägen. Dirk W. Eilert geht davon aus, dass zwölf Emotionen besonders wichtig sind und auch in Bezug auf Resilienz eine tragende Rolle spielen. Sie sind wertvolle Ressourcen, die wir für ein gelingendes Leben nutzen können. 

Im Buch, «Die Kraft unserer Emotionen», von Ruben Langwara & Dirk W. Eilert wird die ganze Sammlung von Primäremotionen als Team dargestellt. Sobald alle Spieler beteiligt sind und zum Einsatz kommen, kann die Mannschaft ihr ganzes Potenzial voll ausschöpfen. Auch wenn ich kaum etwas von Fussball verstehe, hilft mir folgende Team-Aufstellung zu verstehen, wie wichtig alle einzelnen Emotionen sind.

Primär-Emotionen nach Dirk Eilert

Primäremotionen nach Dirk W. Eilert (Basisemotionen sind mit PFE hinterlegt)

In Bezug auf Emotionen ist es ähnlich. Jede ist wichtig und wir tun gut daran, wenn wir das ganze Spektrum nutzen. Denn jede Emotion hat eine andere Funktion und einen unterschiedlichen Nutzen. Jede Emotion soll und darf in unserem Leben ihren Platz haben und ihre Funktion erfüllen.

➡️ Defensive Emotionen: Angst, Trauer, Scham und Schuld (blau) sind Emotionen, die uns dazu bringen, dass wir uns zurückziehen oder vielleicht sogar fliehen.
➡️ Kooperative Emotionen: Freude, Liebe und Interesse (grün) sind Emotionen, die uns helfen, uns zu öffnen oder mit denen wir uns Themen oder Menschen gegenüber annähern.
➡️ Offensive Emotionen: Ärger, Ekel und Verachtung (rot) sind Emotionen, die uns helfen uns abzugrenzen.
➡️ Emotionen mit Sonderfunktion: Überraschung, als nicht wertende, neutrale Emotion, Stolz, «als Trainer an der Seitenlinie». Warum Stolz eine negative und positive Form hat, habe ich hier beschrieben: Stolz – wann schadet, wann nützt er uns?

Was ist ein Gefühl?

Ein Gefühl bezeichnet das bewusste Erleben, das mit dem Körperempfinden der Emotion in Verbindung steht. Nachdem die Emotion erstmal unbewusst ist, kommt sie später in unser Bewusstsein und wird zu einem Gefühl. Wir realisieren etwas, sei es, weil unser Körper reagiert (zittrige Hände, veränderter, Puls etc.), unsere Psyche aktiviert ist (Tunnelblick oder geweiteter Blick) oder wir ein Körpersignal ausdrücken (vor Freude geweitete Augen).

Bei Gefühlen spielen unsere Gedanken eine wichtige Rolle, denn wir bewerten etwas bewusst und können es in Worte fassen.

Ein Beispiel verdeutlicht dies. Kürzlich erlebte ich eine Situation und sofort meldete sich bei mir die Angst. Ich spürte, wie mein Herz schneller zu schlagen begann, meine Hände zitterten und ich realisierte: Ich habe Angst. Von aussen hättest du wahrscheinlich auch weit geöffnete Augen gesehen und möglicherweise eine erhöhte Körperspannung. Über diese körperliche Reaktion wurde mir bewusst, was ich fühlte und konnte es jetzt auch benennen: Ich habe Angst. Ich kann auch benennen, wovor ich Angst habe.

In einer anderen Situation löste ein Bild in einem Post bei Facebook eine starke Empfindung aus. Eine Frau beschrieb ihren Verlust und ihre Traurigkeit, weil ihre Mutter gestorben ist. Meine Augen wurden sofort feucht. Ich spürte, wie ich traurig wurde, da mir ihre Mutter auch sehr viel bedeutet hat. Die Trauer wurde ausgelöst, zuerst durch eine unbewusste Emotion, dann kam sie in mein Bewusstsein und ich erkannte das Gefühl der Trauer. Es wurde mir deutlich bewusst, dass ich etwas Wertvolles verloren habe.

 

Fazit: Emotionen und Gefühle – beide gehören zusammen

Emotionen und Gefühle, beide gehören zusammen. In meiner Arbeit als Life Coach und Supervisorin fällt mir auf, dass Emotionen und Gefühle für viele Menschen sehr herausfordernd sind. Sie möchten keine unangenehmen Emotionen und Gefühle und versuchen, sie zu ignorieren, zu bagatellisieren oder zu unterdrücken. Das funktioniert jedoch nicht. Darum ist es so hilfreich, zu erkennen, dass Emotionen zuerst einmal unbewusste Prozesse sind, für die wir uns weder schuldig noch beschämt fühlen müssen, sondern sie als wertvolle Signale aufnehmen können.

Denn wenn sie uns bewusst sind und das Gefühl benannt werden kann, dann erkennen wir, dass sie uns immer auf etwas hinweisen wollen. Sie können dann wie eine Brücke sein, die uns hinüberführt, von dem, was ist, hin zu dem, was wir uns wünschen. Wenn wir das verstehen, dann erkennen wir leichter, wie wichtig alle Emotionen und Gefühle in ihrer spezifischen, unterschiedlichen Funktion sind.

Das war sehr eindrücklich mitzuerleben, als dies einmal eine Kundin erkannte, nennen wir sie mal Nina. Lange Zeit versuchte sie ihre Wut zu ignorieren, nicht zu spüren. Statt Wut zu spüren und mit der Wutenergie (offensive Emotion) ihre Grenzen zu vertreten, reagierte sie mit Traurigkeit (defensive Emotion). Erst als ihr bewusst wurde, dass Trauer und Wut eine völlig andere Funktion haben, erkannte sie, wie wichtig es ist, dass sie ihre Wut zulässt. In der Folge lernte sie immer besser auf angemessene Art ihre Wut zuerst wahrzunehmen und dann auch auszudrücken. Dadurch erlebte sie, welche unglaubliche Ressource ihr durch diese Emotion zur Verfügung steht.

 

Emotionen und Gefühle – wie helfen sie uns bei Entscheidungen?

Emotionen und Gefühle spielen auch bei unseren Entscheidungen eine ganz zentrale, wichtige Rolle. Wenn es gelingt, sie in unseren Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen und zu integrieren, dann erhalten unsere Entscheidungen eine viel bessere Qualität.

Wie kommen wir nun zu dieser Qualität? Wir brauchen Werkzeuge oder Tools, die uns dabei helfen. Ein sehr wirkungsvolles Tool, teile ich in meinem Online-Kurzworkshop: Emotionen und wie sie dir helfen, gute Entscheidungen zu treffen. Nach 90 Minuten weisst du, wie du auf einfache Art und Weise deine Emotionen und Gefühle miteinbeziehen und damit Kopf und Herz mit ins Boot holen kannst.

Hast du Lust, deine Entscheidungskompetenz zu vertiefen? Dann trag dich ganz unverbindlich auf die Warteliste ein und du erfährst es, sobald ich das Datum für die nächste Durchführung festgelegt habe.

Ja, ich will auf die Warteliste: Workshop Emotionen und Entscheidungen