Warum reicht Empathie allein oft nicht aus, um echte, tragfähige zwischenmenschliche Beziehungen zu leben? Warum brauchen wir dazu zusätzlich Impathie?

Um diese Fragen geht es in diesem Blogbeitrag, denn gute Beziehungen, echte Begegnungen und Zusammenarbeit auf Augenhöhe – wer wünscht sich das nicht?

Es ist auch längst kein Geheimnis mehr, dass Empathie uns dabei hilft. Sie gilt als eine der wichtigsten Fähigkeiten, damit Beziehungen im Privaten und im Beruflichen gelingen. Von dieser Kompetenz profitieren wir alle, nicht nur Führungskräfte oder Beratungsfachleute im Bereich Coaching und psychosozialer/psychologischer Beratung. Wenn Empathie UND Impathie zusammenkommen, wird daraus ein tolles, unschlagbares Team, das noch viel mehr Positives bewirken kann.

Puzzleteil mit dem Wort Empathie

Was steckt hinter der «Empathie» und warum ist sie so wichtig?

Empathie ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, damit authentische Beziehungen gelingen. Sie hat einen grossen Einfluss auf die Beziehungsqualität, weil sie uns hilft, in guten Kontakt zu anderen Menschen zu kommen. Empathie ist somit ein wichtiger Schlüssel für gelingende Beziehungen in deinem persönlichen Alltag, in der Familie, Ehe, Freundschaften und genauso im Berufsalltag, mit Kolleginnen, Vorgesetzten, Teams und überall, wo du mit Menschen unterwegs bist.

 

Was ist Empathie?

Empathie ist die Fähigkeit, dich in einen anderen Menschen, in seine Situation und sein Erleben einzufühlen! Dieses Einfühlungsvermögen ist eine wichtige Voraussetzung für gute Beziehungen und Begegnungen, im Beruf oder in deinem persönlichen Alltag, weil wir dadurch fähig sind, den anderen «WAHR»-zunehmen – offen, neugierig, urteilsfrei und wertschätzend. Dabei helfen uns die Spiegelneuronen.

Empathie richtet das Bewusstsein gegen aussen auf dein Gegenüber und hilft dir dabei, dass Menschen sich wahrgenommen und besser verstanden fühlen oder echte Begegnungen stattfinden, wie es in folgendem Zitat heisst:

Alles wirkliche Leben ist Begegnung.
Martin Buber

Welchen Nutzen hat Empathie?

  • Empathie ist die Grundlage für gute, tragfähige Beziehungen
  • Sie stärkt die Verbundenheit zu anderen Menschen und fördert eine gute Zusammenarbeit
  • Empathie hilft dir, besser wahrzunehmen und zu erkennen, wie es der anderen Person geht, wie sie sich fühlt und was sie braucht
  • Für Beratungsfachleute im Bereich Coaching, psychologische/psychosoziale Beratung, Seelsorge und Mentoring ist es eine Schlüsselfähigkeit, damit Beratungsprozesse gelingen. Dasselbe gilt für Führungskräfte.

Die Vorteile von Empathie sind offensichtlich, warum braucht sie trotzdem Ergänzung? Warum brauchst du zusätzlich Impathie?

 

Impathie, Puzzleteil

Warum du «Impathie» mit ins Boot holen solltest

Bei Beziehungen geht es immer um einen Kontakt, um die Verbindung und Begegnung von dir zu anderen Menschen. Während sich Empathie gegen aussen richtet, ist der Fokus bei der Impathie nach innen gerichtet. Es geht dabei um die Beziehung zu dir selbst und diese ist immer ein wesentlicher Teil in jeder Beziehung. Darum gilt es, dich ganzheitlich, auch emotional mitzuberücksichtigen.

 

Was ist Impathie?

Impathie ist die Fähigkeit, dich in dich selbst einzufühlen, dich urteilsfrei wahrzunehmen, zu realisieren, was gerade in dir selber vorgeht. Indem du wahrnimmst, was gerade ist, bist du in Kontakt zu dir selber. Prof. Dr. Stefanie Neumann, die Entwicklerin dieses Konzeptes, beschreibt Impathie als introversive Empathie. Seit über 10 Jahren forscht sie über Impathie. Ausführlicher über Impathie und was hinter diesem Konzept steckt, habe ich hier beschrieben.

Wenn bei dir jetzt die Alarmglocken läuten und du dich fragst: Ja, aber ist das nicht Egoismus? Dann kann ich entwarnen. Impathie hat nichts mit Egoismus zu tun. Egoismus geht immer auf Kosten von anderen. Impathie bewirkt etwas völlig anderes. Sie bewirkt eine wertschätzende, wohlwollende Annahme von dir selbst. Dadurch macht sie es dir viel leichter, auch auf Bedürfnisse anderer einzugehen.

Kürzlich wurde ich in einer Gruppe darauf hingewiesen, dass oft Menschen, die in einem christlichen Kontext aufgewachsen sind, die Befürchtung haben, egoistisch zu sein, wenn sie Impathie leben. Sie seien gelehrt worden, vor allem Nächstenliebe zu üben. «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst», heisst es in einem viel zitierten Vers aus der Bibel, den ich auch sehr schätze. Die Welt würde definitiv komplett anders sein, wenn wir diese Aufforderung leben würden. Gegen diesen Spruch aus der Bibel ist absolut nichts einzuwenden, allerdings darf dabei auch der zweite Teil dieses Verses berücksichtigt werden, damit wir gesund bleiben.

 

Welchen Nutzen hat Impathie?

  • Impathie stärkt dein psychisches Wohlbefinden
  • Impathie hilft dir, authentischer zu sein, weil sie dich immer wieder zurückholt, wenn du dich gerade verloren hast
  • Durch Impathie kannst du dich selber und deine Emotionen besser wahrnehmen und einordnen
  • Sie gibt dir Orientierung und befähigt dich, bessere Entscheidungen zu treffen
  • Indem du dich besser spürst und verstehst, fällt es dir leichter, so zu handeln, dass es zu dir und deinen Werten passt
  • Durch Impathie wird deine Kommunikation klarer
  • Du gewinnst mehr Vertrauen in dich selbst (Selbstvertrauen) und wirst dadurch mutiger, dein Leben authentisch zu gestalten
  • Impathie hilft dir, offener für die Bedürfnisse anderer zu werden
  • Dadurch trainierst du dein Selbst-Mitgefühl, und kannst lernen, gut für dich zu sorgen

Das kann sich z. B. so zeigen, wie kürzlich bei meiner Freundin. Sie erzählte mir von ihrem bevorstehenden Arztbesuch und meinte: «Jetzt hani Schiss» (Jetzt habe ich Angst). Sie war impathisch zu sich und konnte klar benennen, was sie fühlte und was in ihr vorging. Dadurch wurde ihr klar, welche notwendigen Schritte sie einleiten musste, um gut für sich zu sorgen.

 

Was kann geschehen, wenn dir Impathie fehlt?

  • Du spürst dich und deine Bedürfnisse zu wenig. Dadurch übergehst du dich ständig, lässt deine eigenen Bedürfnisse unter den Tisch fallen, arbeitest zu viel oder du gönnst dir zu wenig Ruhepausen.
  • Der Kontakt zu dir selber ist zu schwach. Du realisierst viel schlechter, wo deine Grenzen sind und wo du ein klares JA oder ein deutliches NEIN sagen willst.
  • Die Grenze zwischen dem ICH und DU ist zu verschwommen und du stehst viel mehr in Gefahr, zu projizieren. Dann machst du Rückschlüsse, die viel mehr mit dir, als mit deinem Gegenüber zu tun haben.
  • Wenn Impathie fehlt, hat es einen direkten Einfluss auf deine Empathie; denn um empathisch zu sein, brauchst du ein bestimmtes Mass an Selbstwahrnehmung.
  • Du funktionierst und reagierst, statt dass du vorwiegend agierst.

Eine Gesellschaft, in der die Menschen in der Lage sind, sich wahrzunehmen, das heisst, impathisch zu sein, entwickelt auch die Fähigkeit, sich als Gesellschaft wahrzunehmen und zu verstehen, das heisst, Sorge zu tragen.
Dr. Stefanie Neubrand

 

Empathie und Impathie 2 Teile, die zusammengehören

Warum du «Empathie» UND «Impathie» brauchst

Empathie und Impathie sind die Grundlage für gute Beziehungen und sinnvolles Handeln. Es sind wie zwei Teile eines Puzzles, die zusammen etwas Ganzes ergeben. Zusammengefasst greife ich nochmals ein paar entscheidende Begründungen auf.

  • Wenn du dich selbst spürst, kannst du auch andere besser spüren. Denn, wenn du impathisch, ganz im Kontakt mit dir und gleichzeitig empathisch, ganz im Kontakt mit deinem Gegenüber bist, dann findet eine echte Begegnung statt
  • Wenn du beides hast, kannst du bessere Entscheidungen treffen und sinnvoller reagieren
  • Empathie UND Impathie helfen dir, Lösungen zu entwickeln, die zu dir, deinem Gegenüber, zur Situation und zum Thema passen. Lösungen, die zu dem passen, was dir wichtig ist
  • Sie stärken unsere Gesellschaft. Du kannst selber zu einem inspirierenden Beispiel werden und andere Menschen ermutigen, auch impathisch UND empathisch zu sein
  • Impathie und Empathie machen unsere Welt, unsere Gesellschaft zu einem schöneren und friedlicheren Ort und du erlebst mehr Freude und Zufriedenheit

 

Empathie und Impathie sind beides wertvolle Fähigkeiten, die wir weiterentwickeln können

Jede Fähigkeit können wir trainieren, das gilt auch für Empathie und Impathie. Wie bei einem Musik-Instrument, können wir lernen, immer besser damit zu spielen, damit es schön klingt.

In einem separaten Blogartikel gebe ich dir Tipps, wie du deine Impathie stärken kannst. Dr. Stefanie Neubrand betont, dass es oft mit ganz kleinen Dingen anfängt, z. B. den Atem oder den Körper spüren. Sie schlägt dazu eine Übung vor, die sofort hilft. Magst du kurz innehalten und 60 Sekunden mitmachen?

 

Mini-Übung für mehr Impathie

Hier die Mini-Übung als Audio-Datei zum Mitmachen (Schweizerdeutsch)

 

Schliesse für diese kurze Übung deine Augen und lass dich darauf ein, nur zu spüren, was du gerade wahrnimmst.

Jetzt frage dich: Wie spürst du deine Hände? Wie fühlen sie sich an, warm, kalt, angespannt, locker? Frage dich weiter: Wie nimmst du deine Füsse wahr?  Wo liegen sie auf, sind beide gleich oder fühlen sie sich unterschiedlich an?

Du kannst die Augen wieder öffnen. So einfach kann das sein. Wenn du diese Mini-Übung mitgemacht hast, hast du bestimmt gemerkt, wie du dadurch augenblicklich besser in Kontakt mit dir selber kommst. Eine solche einfache Übung kannst du in deinen Alltag problemlos zwischendurch einplanen.

 

Willst du deine Impathie UND Empathie bewusst stärken und weiterentwickeln? Dann kannst du dich dabei unterstützen lassen. Hole dir gleich ein kostenloses Kennenlerngespräch und wir finden heraus, welche Form für dich am besten passen könnte.

Hier kannst du dir den kostenlosen Kennenlerntermin holen