Emotional gestresst und überfordert – wie weiter? Immer wieder mal kann uns genau das passieren, wir fühlen uns emotional gestresst und überfordert. So erging es mir, als ich Kerstin Hack kennenlernte und mit ihr als Business-Buddy unterwegs war. Wir sind beide Life Coachs und steckten damals mitten in den Vorbereitungen, um einen neuen 4-wöchigen Online-Kurs zu erstellen. (Mehr zu meinem Kurs «Gschtalt dis Läbe!»).

Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich während eines Zoom-Treffens mit Tränen in den Augen über meinen emotionalen Stress und meine Ängste sprach. Kerstin Hack nutzte ihre Expertise, um mir durch gezielte Fragen und Interventionen rasch zu helfen, mich wieder emotional zu stabilisieren. Es fiel mir wie ein Stein vom Herzen, als ich wieder in Kontakt zu meinen Ressourcen kam und ermutigt weitermachen konnte.

Viele Frauen kennen solche Momente, wie ich damals. Sie haben oft ganz viele verschiedene Rollen und Verpflichtungen, beruflich und privat und wollen möglichst allen gerecht werden. Dabei kann es leicht passieren, dass es zu viel wird und sie sich emotional überfordert, gestesst oder blockiert fühlen.

In diesem Interview frage ich darum Kerstin, wie wir besser mit emotionalem Stress umgehen und wieder leichter herauskommen können.

1. Kerstin, wie bist du dazu gekommen, dich als Life Coach mit dem Thema EMOTIONEN zu befassen?

Ich bin klassisch als Systemischer Coach und Trainerin für gewaltfreie Kommunikation ausgebildet. Dann hat mir ein Kollege von wingwave und Emtrace, zwei neuen Methoden aus dem Emotionscoaching erzählt, mit denen man unangemessene Ängste oder andere Gefühle sehr schnell regulieren kann.

Ich liebe es, wenn Dinge effizient sind. Für mich hat Effizienz einen hohen Wert und das hat mich extrem fasziniert. Und so habe ich mich in beiden Methoden ausbilden lassen und genieße es, Menschen schnell und effektiv helfen zu können.

 

2. Was war eines deiner grössten Aha-Erlebnisse in Bezug auf EMOTIONEN?

Auf der persönlichen Ebene war es ein Erlebnis beim Zahnarzt. Ich hatte nach einem schlimmen Erlebnis Angst vor dem Zahnarzt und war jahrelang nicht mehr hingegangen. Damals wusste ich noch nicht, wie man Ängste effizient auflöst.

Als ich dann endlich den Mut fand, musste ich zehn Löcher sanieren lassen – jede Woche eines. Nach der zehnten Behandlung hat mein Kiefer blockiert. Er wollte keinen Schmerz mehr. Ich konnte den Kiefer nicht mehr öffnen. Das war eine phantastische Strategie des Körpers, um Zahnärzte und Schmerzen zu vermeiden. Das Problem war: Ich kriegte den Mund auch nicht mehr für Schönes auf – zum Beispiel für leckeres Essen.

Ich habe verstanden, dass es mit der Seele genauso ist. Die Seele hat – wie der Körper den Mund für Nahrung – nur ein einziges Eingangstor. Wenn wir «dicht machen», weil wir emotionalen Schmerz vermeiden wollen, dann machen wir auch für Schönes dicht.

Ich hab aus dieser Erfahrung heraus ein ganzes Buch darüber geschrieben, wie man sich wieder neu fürs Leben öffnen kann: Spring. Hinein ins volle Leben.

Auf der beruflichen Ebene war es die Erfahrung, wie schnell Menschen in die Freiheit kommen können. Ich habe oft erlebt, dass Menschen, die 30 Jahre oder noch länger Angst vor Hunden, vor Aufzügen oder vor dem Fliegen hatten, denen teilweise jahrelange Therapie nicht half, in nur einer oder zwei Coaching-Stunden die Ängste dauerhaft überwinden konnten. Das ist für mich jedes Mal zum Weinen schön, mitzuerleben, wie ein Mensch in die Freiheit kommt.

Kerstin Hack auf dem Boot, Hände in die Luft

Kerstin Hack liebt es, Menschen in die Freiheit zu führen (Foto Debora Ruppert)

 

3. In stressigen Zeiten fühlen sich viele Frauen von ihren EMOTIONEN überflutet und gestresst. Was sind deiner Meinung nach, die wesentlichen Gründe, dass es so weit kommt?

Es gibt aus meiner Sicht drei Gründe.

Zu viel (alte und neue) Belastung

Ich vergleiche Emotionen oft mit einem Glas voller Wasser. Die Dinge, die wir erleben, füllen das Glas. Und manchmal ist es zu viel und läuft über. Doch häufig ist es nicht nur der aktuell stressige Alltag, der das Glas zum Überlaufen bringt.

Es ist vielmehr die Tatsache, dass in dem Glas noch alte Brocken liegen: nicht verarbeitete Erfahrungen, alter Stress. Hier kann man für Entlastung im Alltag sorgen, so gut es geht z. B. durch delegieren an andere oder absagen, aber auch alte «Brocken» – zum Beispiel mit Hilfe eines Coaches – bearbeiten, so dass es nicht mehr belastet.

Zu wenig Empathie

Besonders in stressigen Zeiten reden wir oft schlecht mit uns selbst: «Stell dich nicht so an!» «Du müsstest das doch schaffen!» «Andere schaffen das auch!»
Das löst Druck, Angst und Scham aus und verschlimmert die Situation noch.

Echte Empathie reduziert den inneren Stress. Empathie heißt, mit den eigenen Gefühlen in Resonanz gehen, indem man warmherzig in Du-Form mit sich spricht. «Dir ist gerade alles zu viel!» «Du bist ärgerlich, dass du nicht «nein» gesagt hast» oder «Du hast Sorge, dass du es nicht schaffst!»

Echte Empathie führt sofort zu emotionaler Entlastung. Wer mit sich selbst gut redet, ist nicht so allein. Das beruhigt.

(Zur Vertiefung: Schau dazu gerne in die Blogbeiträge zum Thema Impathie und wie du deine Impathie stärken kannst.)

Schlechte Fürsorge für den Körper

Der Körper trägt die Seele, sage ich oft. In stressigen Zeiten vernachlässigen wir oft den Körper. Wir schlafen und trinken zu wenig, essen nicht ausreichend Proteine, aus denen der Körper die guten Hormone baut, lassen Abends zu viel Licht in die Augen, was dazu führt, dass weniger vom Schlafhormon Melatonin und vom Glückshormon Melatonin gebildet wird, bewegen uns zu wenig, kuscheln zu wenig, was auch die Menge der Wohlfühlhormone reduziert.

Mangel an guten Hormonen kann man nicht mit Willenskraft ausgleichen, sondern nur, indem man den Körper möglichst nicht vergiftet, sondern ihm Zutaten gibt, die er braucht, um gute Gefühle herzustellen: Schlaf, Bewegung, Berührung, Nährstoffe usw.

 

4. Wie können engagierte Frauen, die oft grosse Verantwortung tragen und viele verschiedene Aufgaben erledigen müssen, lernen, mit emotionalem Stress und Überforderung umzugehen?

Sie können zum einen für die unter drei genannten Punkte sorgen: Alte emotionale Belastungen abbauen, empathisch mit sich selbst sein und gut für den Körper sorgen.

Dann dürfen sie sich immer wieder im Loslassen und Delegieren üben: «Wer könnte diese Aufgabe auch lösen?»

Für mich als Führungskraft ist es auch wichtig, mich nicht mit dem Vielen zu verzetteln. Sondern möglichst in Zeitblocks zu arbeiten, die idealerweise 2 Stunden oder länger für ungestörtes Arbeiten sind.

Meine Zeitblocks Arbeiten, die meine mentale Kraft brauchen – etwa Schreiben und Konzepte – dafür sind meine besten Zeiten früh am Morgen reserviert, dann Zeitblocks für Coaching und Besprechungen Mittags oder Nachmittags. Und Zeitblocks für Organisatorisches. Für mich ist zum Beispiel der komplette Freitag für Orga-Sachen wie Buchführung, Terminplanung, Reiseplanung etc. reserviert.

Und dann braucht es längere freie Zeiten zum Erholen und regenerieren – bei mir Abends spätestens ab 20.00 (eher früher) und mindestens 24 Stunden am Wochenende, besser 48 oder 56.

Kerstin Hack auf Boot

Kerstin Hack auf ihrem Hausboot (Foto Debora Ruppert)

 

5. Frauen neigen oft dazu, ihre eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen und fühlen sich dann emotional gestresst. Wie können sie lernen, ihre eigenen EMOTIONEN und Bedürfnisse wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren, ohne sich schuldig zu fühlen?

Die eigenen Bedürfnisse zu erkennen, ist eine Sache der Übung. Sich immer wieder fragen: «Was fühle ich jetzt?» «Was brauche ich jetzt?»
Sich nicht schuldig fühlen ist zum einen kognitive Arbeit: «Wer hat mir diese Haltung beigebracht?» «Ist die Person damit glücklich geworden?» «Was passiert mit mir, wenn ich so weitermache?» «Will ich das?»
Und zum anderen bedeutet es, die unangemessenen Emotionen aufzulösen – da würde ich immer eine oder zwei Emotions-Coaching-Stunden bei einem guten Coach empfehlen, weil das alleine ohne Erfahrung in dem Bereich meist eher mühsam ist.

 

6. Emotionaler Stress wird bei vielen Frauen ausgelöst, weil sie Selbstzweifel haben und sich unsicher fühlen. Was würdest du ihnen raten, um diese Art Stress abzubauen?

Selbstzweifel kennen wir alle. Und ein Hauch von Unsicherheit ist ein angemessenes Gefühl, wenn wir vor neuen Dingen stehen, die wir noch nie gemacht haben.

Was helfen kann, ist sich das Vergleichen mit anderen zu verbieten und sich nur mit der Frau zu vergleichen, die man früher war und mal eine Liste all der Dinge zu erstellen, die man schon geschafft und gelernt hat. Ich konnte früher keine solchen Interviews schreiben wie jetzt. Das habe ich gelernt, wie so vieles andere auch. Als ich auf die Welt kam, konnte ich nur schlafen, trinken, schreien und die Windel füllen. Seitdem habe ich Tausende von Dingen gelernt: Lächeln, Gehen, Fahrradfahren, Schreiben, Rechnen, öffentlich Sprechen.

Ich empfehle jeder Frau, eine Liste aller Erfolge anzulegen und dort wenigstens 100 Dinge aufzuschreiben, die sie früher nicht konnte, jetzt aber schon.

Ich habe auch ein Webinar zum Thema Selbstvertrauen gehalten, das noch ein paar weitere Strategien erklärt.

 

7. Viele Frauen wünschen sich Tools oder Werkzeuge, die ihnen helfen, in stressigen Situationen ruhig zu bleiben und besser mit emotionalem Stress umzugehen. Hast du zwei, drei Ideen, was sie dabei besonders wirkungsvoll unterstützen könnte?

Meine Top 3 Tools sind

  • Empathie: Besonders in stressigen Zeiten warm mit sich selbst reden.
  • Abgeben: So viele Aufgaben wie möglich abgeben, in dem man sie absagt, an andere delegiert oder innerlich abgibt z. B. im Gespräch mit einem Menschen oder in einem Gebet oder Ritual. Es gibt den schönen Satz von Jim Henderson: «Im Laufe meines Lebens habe ich zwei Dinge erkannt: Es gibt einen Gott. Und ich bin es nicht.» Es tut uns gut, uns nicht so wichtig zu nehmen, nicht immer zu denken, dass wir unersetzlich sind und alles an uns hängt.
  • Das 80/20 Prinzip: Die Sachen in begrenzter Zeit (20%) so gut wie möglich machen (80%, nicht 100%). Perfektionismus in die Schranken weisen.

Ich biete aktuell live einen Gratis-Kurs über Emotionen an: «Mich besser fühlen. Emotionen verstehen und steuern lernen.» (Später wird der Kurs gegen eine kleine Gebühr als Aufzeichnung erhältlich sein).

Emotional gestresst? Bild mit 4-Wochen Kurs: Emotionen verstehen und steuern lernen mit Kerstin Hack

Emotionen verstehen und steuern lernen – Kerstin Hack zeigt, wie’s geht

In dem Kurs erkläre ich, wie Emotionen entstehen, was man tun kann, um mehr angenehme und weniger unangenehme Emotionen zu spüren und zu erleben. Und wie man sein ganzes Leben so aufbaut, dass man sich möglichst oft gut fühlen kann.
Der Kurs startet am 4. September 23, aber man kann auch später noch einsteigen. Es wird auch alles aufgezeichnet.
Hier kannst du dich informieren und anmelden: «Mich besser fühlen. Emotionen verstehen und steuern lernen.»

 

Vielen herzlichen Dank für das tolle Interview, liebe Kerstin. Ich finde es grossartig, wie viele wertvolle Anregungen du uns in deinen Antworten und Angeboten mitgegeben hast.


 

➡️ Tipp! Wenn du das Thema Emotionen vertiefen willst, dann stöbere gerne in meinen Blogbeiträgen unter der Kategorie: Emotionen.

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